s_innzeit - der Wissenschaftspodcast zur Sozialen Arbeit

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00:00:00: Music.

00:00:10: Jens(J): Hallo an alle an den Endgeräten da draußen! Willkommen zu s_innzeit, dem Wissenschaftspodcast vom Transfernetzwerk s_inn mit Themen, die alle etwas angehen. Wir begrüßen euch und ich begrüße auch hier über die App verbunden meine Mitmoderatorin Marina: Hallo, Marina!

00:00:18: Marina (M): Hallo, Jens.

00:00:28: J: Genau, mein Name ist Jens Koller und unser heutiges Thema lautet: "Mehr als satt und sauber - welche Pflege und Seelsorge brauchen Menschen?" Liebe Marina, warum sprechen wir heute über dieses Thema?

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00:00:40: M: Du hast es ja eingangs schon erwähnt: Also gerade in der derzeitigen Pandemiezeit ist Seelsorge in den Medien noch einmal verstärkt in den Fokus gerückt bzw. wurde häufiger die Frage gestellt, wie man im Lockdown auch für Seelsorge garantieren kann. Deswegen wollen wir uns heute genau anschauen, was Seelsorge eigentlich ausmacht und warum sie wichtig für viele, auch unterschiedliche Menschen ist. Und ausgehend von diesen beiden Wörtern "Seele" und "Sorge", die sich eben m Begriff Seelsorge befinden, geht es hierbei um das "Sorge tragen für das seelische Wohlbefinden". Was in der Seelsorge besonders deutlich wird ist, dass sie sich gesamtheitlich um den Menschen kümmert. Hierbei stellt sich natürlich die Frage, die den Titel der heutigen Folge stellt: Welche Pflege und Seelsorge brauchen denn Menschen?

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00:01:35: J: Ja, viele Dank Maria für die kurze Einordnung. Das wird deutlich, warum Seelsorge gerade in diesen Zeiten noch mal einen besonderen Stellenwert hat. Und wie immer wollen wir nicht alleine darüber sprechen, sondern wir haben uns natürlich auch einen Gast eingeladen. Dieses Mal ist uns zugeschaltet Marion Riesen. Sie hat Erziehungswissenschaften studiert mit den Nebenfächern Psychologie und Romanistik. Sie war viele Jahre in einem stationären Kinder- und Jugendhospiz angestellt. Dort hatte sie die Schwerpunkte in der psychosozialen Begleitung von Familien mit lebensverkürzend erkrankten Kindern bzw. Jugendlichen, sowie in der Trauerbegleitung. Sie selbst hat einen vierjährigen Sohn, seit März 2019 arbeitet sie an der KatHO NRW Abteilung Paderborn im Projekt ´"Versorgungsbrücken statt Versorgungslücken" und ist dort als Transferreferentin tätig. Hallo, Marion! Schön, dass du uns zugeschaltet bist!

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00:02:32: Marion (MR): Hallo liebe Marina, hallo lieber Jens. Ich danke euch für die Einladung und liebe Grüße. Ein herzliches Willkommen auch an die Hörerinnen und Hörer!

00:02:36: M: Liebe Marion, auch von mir: Schön, dass du da bist. Erst einmal würde mich interessieren, was du genau bei dem Pilotprojekt Versorgungsbrücken statt Versorgungslücken machst und was war deine persönliche Motivation, um genau in diesem Projekt zur arbeiten?

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00:02:52: MR: Ja, ein Hinweis vielleicht vorweg über dieses Pilotprojekt Versorgungsbrücken statt Versorgungslücken findet ja mit unterschiedlichen thematischen Schwerpunkten und auf verschiedene Mitarbeitendeneben an zwei Standorten der katholischen Hochschule statt und zwar in Aachen und Paderborn. Und das, was ich jetzt dazu berichten kann, bezieht sich in der Regel auf den Standort Paderborn an dem ich eben tätig bin. Nur, dass das für alle auch soweit klar ist. Jetzt zum Projekt: Ganz allgemein unterstützt das Projekt Initiativen, Institutionen, Akteurinnen und Akteure, die die Übergänge zwischen ambulanter, teilstationärer und stationärer Versorgung für ältere und alte unterstützungsbedürftige Menschen optimieren wollen. Und im Mittelpunkt stehen dabei für uns eben die Menschen mit ihren ganz vielfältigen sozialen medizinisch-pflegerisch und auch eben spirituellen Bedürfnissen und Belangen. Und mit diesem sehr umfassenden Verständnis von Versorgung richten wir unsere Aufmerksamkeit dabei eben besonders auf die Rolle von Seelsorge und suchen hier nach Innovationspotenzial. Soviel vielleicht in Kürze zum Projekt. Und meine Motivation dazu, daran tätig zu werden, war und ist die: Im besten Fall irgendwie daran mitwirken zu können, dass sich die Lebenssituation, die Lebensqualität von Menschen nachhaltig verbessert. Das ist so mein persönlicher Ansporn.

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00:04:17:  J: Wie ist denn das Projekt eigentlich entstanden? Was waren so die Gedanken dahinter? Was waren die Auslöser?

00:04:26: MR: Ja, auch hier kann und möchte ich für den Projektstandort Paderborn sprechen und da wurde der Grundstein im Grunde genommen gelegt bei einer Fachtagung, die im Jahr 2015 stattgefunden hat. Die Fachtagung wurde damals unter anderem von der katholischen Hochschule und auch dem Brüderkrankenhaus St. Josef Paderborn ausgerichtet und es ging dabei besonders um die Nachsorge nach der Entlassung aus dem Krankenhaus. Das heißt, um die Schnittstelle zwischen dieser Institution und dem Alltag, die man schon damals als herausfordernd und lückenhaft empfunden hat. Und genau hier knüpft das Projekt auch inhaltlich an und so ist dann auch das Brüderkrankenhaus neben der Caritas ein weiterer der insgesamt drei Paderborner Transferpartner im Rahmen des Pilotprojektes. Und zum anderen bietet der Caritasverband für das Erzbistum Paderborn seit einigen Jahren schon Mitarbeitenden stationärer Einrichtungen einen Weiterbildungskurs an zu seelsorglicher Begleitung, der neben der Qualifizierungpotentiell auch die erzbischöfliche Beauftragung zu diesem Dienst ermöglicht. Und auch hier geht es eben darum bestehende Lücken in der Versorgung, speziell im Hinblick auf spirituelle Bedürfnisse bezogen, zu verkleinern. Und die Idee dieses Konzept auch auf ganz- und teilstationäre Bereiche auszuweiten, die hat neben anderem eben dann dazu geführt es auch dieser diözesan Caritasverband Paderborn Transferpartner im Rahmen des Projekts geworden ist.

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00:05:51: M: Marion, du hast es jetzt schon öfters erwähnt in deinen  Ausführung: Welche Probleme und Lücken existieren denn eigentlich in der Versorgungslandschaft?

00:06:01: MR: Also ich kann und ich möchte da jetzt nicht stellvertretend für sämtliche verschiedene Fachdisziplinen, Institutionen oder Träger sprechen, aber was wir aus ganz vielen der Gespräche, die wir im Rahmen unserer Projekttätigkeit geführt haben, erfahren und zurückgemeldet bekommen haben - übrigens gleichermaßen von Fachleuten, wie auch von hochaltrigen unterstützungsbedürftigen Menschen selbst - ist das vor allem Zeit und damit im Endeffekt Personal und letztlich Geld, ein ganz entscheidender und auch limitierender Faktor zu sein scheint. Sei das jetzt im ambulanten, teilstationären oder stationären Sektor, in der Pflege, in der sozialen Arbeit, in der Beratung, in der Seelsorge. Es scheint so als mangele es da oft schlichtweg an Zeit: Zeit für Zuwendung, für Ansprache, für Austausch. Zeit sich der Sorgen und Nöte der Menschen wirklich anzunehmen und ihnen wirklich zuzuhören, wirklich für sie da zu sein. Und in den Gesprächen, die wir dazu geführt haben, haben wir eben oft zu hören bekommen, dass es in der Realität des Versorgungsalltag vor allen Dingen darum geht, die Menschen "satt und sauber" zu bekommen. Ich setze das ganz deutlich in Anführungszeichen, aber das ist ein Ausdruck, der wirklichh häufiger gefallen ist. Und das eben Zeit für eine wirkliche, für eine ganzheitliche Begleitung als Luxusgut empfunden wird.

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00:07:22: J:  Fehlende Zeit und fehlendes Geld sind ja leider wiederkehrende Probleme, denen wir hier immer mal wieder begegnen. Wen betreffen diese Versorgungslücken genau und was sind die Folgen davon? Und vielleicht noch eine weiterführende Frage: Wer nimmt die Dienstleistungen eures Projektes in Anspruch oder wer nimmt euer Projekt in Anspruch? Gibt es da vielleicht eine Differenz?

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00:07:56: MR: Naja, ich denke, dass wird vor allem diejenigen betreffen, die auf professionelle Unterstützung, Begleitung, Versorgung angewiesen sind und diese in Anspruch nehmen möchten oder müssen. Es sind vermutlich eben Menschen, die sich in besonders herausfordernden Lebenssituationen befinden. Das können eben z.B. Menschen in fortgeschrittenem Alter sein oder auch ganz allgemein Menschen, die legebedürftig sind, Unterstützungsbedarf haben. Menschen in psychisch belastenden Lebenslagen und eben auch deren Angehörige, die sich aufgrund ihres eigenen, oft auch fordernen Alltags oder auf Grund der räumlichen Distanz zu den betroffenen Menschen, oft nicht dazu in der Lage sind diese Lücken zu füllen und deshalb nicht selten mitleiden und zudem vielleicht auch noch ein schlechtes Gewissen haben, nicht noch mehr tun zu können. Und ich denke an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter - das ist auch eine Rückmeldung aus Gesprächen, die wir geführt haben - die wirklich tagtäglich unter dem Druck stehen ihre Aufgaben angemessen erledigen zu müssen und gleichzeitig hautnah miterleben, wie sehr manche Betroffene unter ihrer Situation leiden. Und ich kann mir vorstellen und weiß auch aus eigener Erfahrung, dass das sicherlich nicht immer einfach auszuhalten und zu verarbeiten ist. Du hattest noch nach den Folgen gefragt: Ich denke jetzt noch mal ganz besonders an hochaltrige Menschen und vermute, dass da vor allen Dingen so Gefühle der Überforderung, wenn es darum geht den eigenen Alltag zu meistern zum Problem werden könnten. Aber auch Isolation und Vereinsamung sind meiner Meinung nach potenzielle Folgen, die aus den Versorgungslücken resultieren. Du hattest noch gefragt danach, wer das Projekt in Anspruch nimmt oder die Dienstleistung des Projekts in Anspruch nimmt:

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00:09:28: J: Kann man überhaupt von einer Dienstleistung sprechen, ist ja vielleicht auch die Frage?

00:09:40: MR: Ja, das ist für mich auch eine Frage tatsächlich. Ich sehe schon, dass das Projekt ansich dadurch, dass eben auch personelle Ressourcen da sind, Dinge ermöglicht, die ohne das Projekt sicherlich nicht so möglich gewesen wären. Also, dass wir die Möglichkeit haben und hatten auch in der Vergangenheit immer wieder unterschiedlichste Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartner uns in den Dialog zu holen, aber auch miteinander in den Dialog zu bringen. Und das ist was, wo ich auch immer wieder die Rückmeldung bekomme, dass es auch da in der Praxis an Zeit fehlt, und die können wir eben ein Stück weit auch durch das Projekt zur Verfügung stellen.

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00:10:14: M. Im Prinzip haben wir durch die Coronapandemie auch nochmal in der Verstärkung all dieser Faktoren, die natürlich vorher auch schon da waren. Nach deiner Meinung: Welcher Auftrag ergibt sich dadurch für die Seelsorge und andere Professionen, die damit verbunden sind?

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00:10:29: MR: Bezogen auf die Seelsorge würde ich sagen, also wir haben durch die Exploration der Versorgungslandschaft in der Stadt Paderborn eigentlich sehr deutlich vor Augen geführt bekommen, das Seelsorge einerseits gefragt ist und zwar sowohl von denjenigen die Unterstützungsbedarf haben, als auch von denjenigen, die unterstützend tätig sind. Und gleichzeitig wird Seelsorge oft im Versorgungsgeschehen vermisst. Hier wäre es meiner Meinung nach wichtig und bedeutsam einerseits Möglichkeiten zu entwickeln, um seelsorgliche Angebote im Mix der verschiedenen Versorgungsangebote bedürfnisgerecht zu integrieren und auch vielleicht besser zu kommunizieren, also auch deutlich zu machen, was gibt es an Angeboten eigentlich. Andererseits halte ich es auch ganz grundsätzlich für notwendig Alternativen zum Bild eines, ich nenn es mal in Anführungszeichen "klassischen Seelsorgers" im Sinne eines Geistlichen zu schaffen, die in ihrer seelsorglichen Funktion und Tätigkeit dann als gleichwertig anerkannt und wertgeschätzt werden sollten. Wie eben z.B. die eingangs erwähnten seelsorglichen Begleiterinnen und Begleiter, die eben die seelsorgliche Arbeit in ihren Einrichtungen mindestens ergänzen, wenn nicht sogar zum Teil nahezu komplett übernehmen. Und generell auch auf andere Professionen bezogen, finde ich eine Erweiterung des Versorgungsbegriff hin zu einem wirklich umfassenden ganzheitlichen Verständnis des Menschen und seiner vielfältigen Bedürfnisse wünschenswert. Weil ich persönlich davon ausgehe, dass nur oder zumindest besonders dann auch eine wirklich umfassende und ganzheitliche Begleitung ein bewusstes Ziel von Versorgung ist. Wenn jeder solitär, nur für sich agiert und schaut, fördert das glaube ich eher diese Versorgungslücken. Und last but not least gehört auch mit rein: Es ist meines Erachtens auch notwendig und auch wiederum wünschenswert eine verbesserte bzw. intensivere Kommunikation und Kooperation zwischen verschiedenen Professionen und Institutionen zu ermöglichen und wahrzunehmen, damit Versorgung dann auch dauerhaft gut und gemeinschaftlich gelingen kann

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00:12:30: J: Kannst du unseren Hörerinnen und Hörern mal so ein griffiges Beispiel aufzeigen wo du sagst: Hey, da hat die Kooperation gut geklappt. Da ist es uns gelungen eine gute Brücke zu bauen." ?

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00:12:59: MR: Ja, total gerne. Wir engagieren uns aktuell in einer Projektinitiative mit dem Titel Herzenszeit". Und hier kooperieren der Caritasverband, das Dekanat und die Stadt Paderborn. Was in der Form ein Novum darstellt und im Grunde genommen auf unsere projektinterne Idee zurückgeht, diese drei Akteure gemeinsam mit uns und unseren Transferpartnern einfach mal zu einem gemeinsamen Austausch einzuladen, damals ohne jegliche Vorstellung davon, ob und was daraus jemals resultieren würde. Also vielleicht noch in Kürze etwas zu dieser Initiative: Hier sollen Kühlschrankmagnetkarten mit Kontaktdaten einer - im weitesten Sinne seelsorglichen - Anlaufstelle vor allem von ambulant tätigen Pflegekräften an die Menschen verteilt werden,die von ihnen betreut und umsorgt werden. Aufgedruckt auf diesen Magnetkarten ist dann eine Telefonnummer unter der zunächst Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Ortscaritasverbandes Paderborn erreicht werden können. Und das Ziel ist einerseits sozusagen ein ganz niederschwelliges Angebot zu schaffen, was den Menschen sozusagen im wahrsten Sinne des Wortes an die Hand gegeben wird mittels dieser Magnetkarten. Und anderersets natürlich, wenn dann jemand diese Telefonnummer wählt, ein erstes Zuhören zu ermöglichen und der nächste Schritt ist, wenn Bedarf besteht bei den Anrufenden, dass man diese an entsprechende Careakteurinnen und -akteure weiterleitet, insbesondere eben an seelsorglich Tätige. Und möglich zeitnah soll dann von diesen professionell agierenden Menschen ein Rückruf bei den Klient_innen erfolgen und bei weiterführendem Bedarf an Begleitung wäre auch Einzelseelsorge in Form von z.B. Hausbesuchen denkbar. Da steht jetzt alles gerade wirklich in den Startlöchern und wir hoffen, dass es ganz bald losgehen kann. Ich bin auch schon total gespannt auf die Resonanz, wobei ich persönlich der Meinung bin, wenn diese Projektniitiative nur einen Menschen erreicht und diesem einen Menschen helfen würde, auch dann hätte es sich schon gelohnt das ins Leben zu rufen. Und insofern bin ich persönlich schon jetzt dankbar für den bisherigen Ertrag dieser neuartigen Kooperation.

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00:14:56: M: Zumal natürlich der Gang zum Kühlschrank auch etwas ist, was man alltäglich macht. Du hast von Niederschwelligkeit gesprochen: Fast jeder Kühlschrank hat diese Magnetfunktion. Das finde ich eine ziemlich gute Idee. In  eurem Projekt spielen daneben aber auch Perspektiven unterschiedlicher Disziplinen oder Professionen eine wichtige Rolle. Neben der sozialen Arbeit und Pflege z.B. auch die Theologie. Euer Ziel ist es, die Begleitung und Seelsorge für ältere Menschen zu verbessern, wie du auch das hier dargestellt hast. Wir haben viel über Seelsorge gesprochen, aber wie würdest du unseren Zuhörer_innen den Begriff der Seelsorge näher bringen? Was verstehst du persönlich unter Seelsorge?

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00:15:39: MR: Das lässt sich nicht in zwei Wörtern erklären. Für mich ganz persönlich bedeutet Seelsorge ein ehrliches, ein aufmerksames, ein achtsames und interessiertes "Zugewandt sein", ein Zuhören, ein "in Beziehung sein miteinander". Das bedeutet für mich auch einen ganzheitlichen bedürfnis- und situationsorientierten Blick auf diesen einen Menschen im Hier und Jetzt zu haben und ihn in seinem Empfinden und Erleben bewertungsfrei anzunehmen und anzuerkennen. Also für mich ist Seelsorge im Kern so ein Dasein, ein Mitgehen, ein Begleiten ohne zu leiten und im besten Fall ein Ermöglichen, ein Bestärken, ein Befähigen. Und das alles ohne konkretes Handlungsziel auf das es gilt ganz bewusst und aktiv hinzuwirken oder anders formuliert: Meiner Ansicht nach haben eine seelsorgliche Haltung und Handlung sich selbst zum Ziel, aber es ist nicht so, dass sie darüber hinaus weitere konkrete Ziele verfolgen im Sinne eines Ergebnis in dieser seelsorglichen Handlung. Das verstehe ich persönlich unter Seelsorge.

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00:17:09: J: Also auch eine zweckfreie Handlung, ja eine Beziehungsarbeit, die geleistet wird. Es ist ja auch ja hinlänglich bekannt, dass für die Überwindung auch von Schwierigkeiten ja eine gesunde Beziehung zu anderen Menschen die beste Basis ist. Jetzt hat ja der Begriff Seelsorge durchaus eine kirchliche Konnotation. Wie siehst du das? Siehst du das auch so und wirst du damit vielleicht auch konfrontiert  in deinem Arbeitsalltag?

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00:17:22: MR: Also ich kann mir schon gut vorstellen, dass das gerade auch bei älteren Menschen oft wirklich so ist. Andererseits haben wir vor zwei Jahren Interviews geführt mit Menschen, die in der Versorgung tätig sind und auch danach gefragt, was sie persönlich unter Seelsorge verstehen. Und mir wurde dabei, als ich mich mit den Antworten auseinandergesetzt habe, ganz deutlich, dass diese Assoziation, diese Konnotation, die du gerade dargestellt hast mittlerweile oft ein Stück weit wie aufgeweicht zu sein scheint. Also zwar gaben damals viele der Befragten an, dass sie bei anderen ebenfalls diese Assoziation vermuten, aber sie selbst - so zumindest ein Großteil der Leute mit denen wir gesprochen haben - würden den Begriff nicht so eng oder ja, weiter sehen bzw. deuten. Und ein Zitat, das ist mir aus dieser Zeit aus diesen Gesprächen, wirklich noch ganz eindrücklich dazu im Gedächtnis geblieben und zwar sagte da eine im Hospizbereich-Tätige, wirklich sehr gläubige Christin, auf die Frage zu mir:  Wissen Sie was, im Wort Seelsorge kommt Gott gar nicht vor." Wie gesagt, vielleicht ist da was dran. Ich erlebe zumindest, dass das mittlerweile nicht wenige Menschen so sehen.

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00:18:37: M: Marion, vielen Dank auch für die vielen konkreten Beispiele, die du hier nennst. Zumal wir ja auch von Menschen sprechen und zwar vor allen Dingen von älteren Menschen, um deren ganzheitliche Versorgung es euch ja auch in diesem Projekt geht. Die aber wahrscheinlich sehr divers sind, also individuell, aber auch was Fragen des Glaubens anbelangt oder ihr persönlicher Bezug zur Kirche. Kann ein Konzept der Seelsorge auch kirchenferne Menschen einschließen?

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00:19:08: MR: Meiner persönlichen Meinung nach: Absolut Ja. Also ich sehe hier eher sogar eine Chance für die Kirche sich bewusst bzw. bewusster auch seelsorglich um Menschen zu kümmern, um Menschen zu bemühen, die eben eher kirchenfern sind. Wenn jemand nämlich dann dadurch die Erfahrung machen würde, dass Kirche in Anführungszeichen sich auch in Form von Menschen, die ihnen ehrlich zugewandt sind, die sie begleiten und unterstützen, zeigen und ausdrücken kann. Und Kirche dadurch als wirksam und lebendig erlebt werden kann, dann, kann ich mir zumindest vorstellen, könnte dadurch doch auch wieder ein Interesse und eine Rückbesinnung, eine Rückanbindung an Kirche, an Kirchengemeinschaft passieren. Von daher: Von mir aus ein ganz entschiedenes "Ja". Seelsorge kann und sollte sogar meines Erachtens nach auch und vielleicht besonders für Menschen da sein und offen sein, die der Kirche ansonsten eher fremd und fern sind.

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00:20:03: M: Wir haben es persönlich gemerkt - oder natürlich in den Medien vernommen - durch Einschränkungen von Besuchen oder überhaupt das Gebot des Social-distancing sind im Zuge der Pandemie natürlich Bedingung entstanden, die die Seelsorge deutlich erschweren. Besonders, wenn wir davon ausgehen, dass diese gerade durch die persönliche Nähe und Begegnungen gekennzeichnet ist. Welche Erfahrungen habt ihr, Marion, in eurem Projekt gemacht diesbezüglich und wie schätzt du die Situation ein? Sind durch Corona vor allem neue Barrieren entstanden, die wir jetzt ja auch immer in den Medien hören? Oder haben sich auch neue Potenziale für die Seelsorge-Arbeit gezeigt?

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00:20:42: MR: Meiner Erfahrung nach eigentlich Beides. Also zum Einen verhindert natürlich die geltendene Kontaktbeschränkung und Abstandsregeln vieles, besonders eben diesen persönlichen Kontakt und die persönliche zwischenmenschliche Nähe.  Im Rahmen des Projekts nehmen wir ja besonders ältere Menschen in den Blick und ihre Lebenssituation. Und bekanntermaßen gehören ja gerade diese zur Gruppe mit erhöhtem Risiko einem schweren Verlauf sozusagen der Viruserkrankung ausgesetzt zu sein und sollen deswegen am besten vor Ansteckung geschützt sein und werden. Und viele dieser Menschen sind und waren ja - wenn wir vor allem auch ans vergangene Frühjahr denken  -  zum Teil wirklich von jetzt auf gleich von sämtlichen ihrer Kontakt- und Bezugspersonen abgeschnitten. Und das eben noch strikter und massiver als es andere Menschen und mich persönlich z.B. betrifft und das Erleben meiner Erfahrung, dann nicht nur viele Betroffene, sondern auch viele derer, die bis dahin in meiner Begleitung auch in seelsorgliche Begleitung und Unterstützung involviert waren, als riesen großen und belastenden Einschnitt und Verlust. Auch, weil soziale Teilhabe im fortgeschrittenen Alter oder bei Pflegebedürftigkeit ja oft ohnehin schon eine Herausforderung darstellt und  es ist nicht selten das Risiko oder die Realität gibt zu vereinsamen. Gleichzeitig sind aber, und ich glaube das haben wir auch alle mitbekommen, sehr vielfältige Initiativen und Projekte und Angebote entstanden, um gerade diese, ja quasi vom Rest der Gesellschaft isolierten Menschen in ihrem Alltag auch zu unterstützen und ihnen eben eine andere Form der Nähe und Zuwendungund, eine andere Form des "Für-sie-da-sein" und das "Miteinander-sein" zu ermöglichen. Ich habe da z.B. mal einen Bericht gesehen, wo eine Einrichtung der Altenhilfe Geräte angeschafft hat, mit denen Bewohnerinnen und Bewohner auch ohne eigenes Smartphone oder so mit ihren eigenen Angehörigen oder anderen, ihnen wichtigen, Menschen, zum Beispiel eben auch Seelsorgern, dann Video telefonieren konnten. Und ich finde gerade da, wo die Menschen sich nicht selber auf dem Weg hin zur Seelsorge machen können - so nenne ich es mal - braucht es auch eine Seelsorge, die dann zu den Menschen kommt. Und das gilt aber für mich nicht nur zu Corona Zeiten, sondern eben auch ganz allgemein. Und vielleicht noch ein Hinweis: Das ist meine Meinung, meine Ansicht, meine Perspektive auf Seelsorge. Auch eine Begegnung oder ein Gespräch das z.B. an der Türschwelle stattfindet bei der Übergabe von Einkäufen, auch das kann meiner Meinung nach als seelsorglich erlebt und empfunden werden, indem man einfach sich den jeweiligen Menschen wirklich zuwendet und man sich seiner in diesem Moment einfach annimmt und da ist und zuhört. Und vielleicht auch mal gemeinsam schweigt. Also ich denke, das ist auch eine Chance für seelsorgliche Handeln und Wirken, ja für Seelsorge im Alltag, für Alltagsseelsorge.

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00:23:44: J: Ich finde diesen Aspekt, den du gerade gesagt hast, dass ihr auf die Menschen zugehen müsst und neue Wege finden müsst den Menschen zu begegnen, um eben die Arbeit weiterzuführen, sehr spannend. Ihr selbst seid ja auch neue Wege gegangen, indem ihr beispielsweise den Blog "Care Lichtblicke" gestartet habt. Den Link dazu findet ihr wie immer in der Podcast Beschreibung. In diesem Zuge: Bietet Digitalisierung jetzt im Bezug auf Seelsorge Chancen diese Wege weiterzugehen, auch über die Situation der Pandemie hinaus? Oder ist es jetzt eher so ein Widerspruch, weil ja eben gerade die persönliche Nähe ja auch besonders wichtig ist für seelsorgerisches Arbeiten?

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00:24:24: MR: Also ich persönlich würde eine persönliche Begegnung einer digitalen immer vorziehen, ganz einfach, weil ich durch das Erleben und das Wahrnehmen des - ich sag mal in Anführungszeichen "ganzen Menschen"  mitsamt seiner Mimik und Gestik und Körperhaltung und so weiter - mich ihm näher fühle und immer den Eindruck habe, dass ich auch mehr über ihn und seine Befindlichkeit erfahre. Andererseits war ich auch mehrere Jahre in einem Projekt tätig, in dessen Rahmen wir trauernde Jugendliche und junge Erwachsene telefonisch, im Einzelchat und per E-Mail begleitet haben. Und ich habe dabei auch die Erfahrung gemacht, wie wertvoll und bedeutsam es  - bei allen bestehenden Herausforderung und Grenzen digitaler Kommunikation - sein kann, wenn jemand, der sich nach Ansprache seht, nach Kontakt, nach Zuspruch und Trost, wenn da einfach dann jemand da ist, auch wenn es digital ist. Von daher sehe ich keinen Widerspruch zwischen Seelsorgegespräche und -angeboten, die in klassischer Form persönlich stattfinden und digitalen, sondern denke, dass auch im Hinblick auf die rasant zunehmende Digitalisierung sämtlicher Lebensbereiche beide einander im Idealfall eigentlich sinnvoll ergänzen können und sollten. An der Stelle möchte ich aber darauf hinweisen, dass wenn wir an die Zielgruppe, die wir im Projekt vor allen Dingen im im Fokus haben, eben Menschen ohne Alters(....), denken, dass da sicherlich auch natürlich das Vorhandensein entsprechender Geräte und auch das Wissen um den richtigen Umgang damit ja auch ein limitierender und wahrscheinlich auch verhindernder Faktor ist.

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00:25:55: J: Ich finde das Stichwort Medienkompetenz ist hier auch ganz wichtig und das wird, glaube ich, für alle Bereiche des Lebens und für alle Menschen wichtig. Und auch das, was du sagtest, dieser ganzheitliche Kontakt, ist glaube ich eine Sache, die wir ja alle gerade schmerzlich vermissen und wir merken, dass keine digitale Kommunikation das komplett ersetzen kann. 

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00:26:22: M: Ich schließe mich da nur an, möchte aber noch mal auf diesen Blog zu sprechen kommen, den du erwähnt hast, liebe Marion. Du hast kürzlich einen Beitrag in diesem Blog Care Lichtblicke gepostet, in dem du den eher optimistischen Gedanken äußerst und zwar, ich zitiere, dass "uneingenützige Nächstenliebe und Fürsorge um einander, mehr als davor, als Grundlage konkreten sozialen Handelns an Bedeutung gewinnen." Könntest Du hierfür vielleicht ein paar Beispiele nennen, die dir selbst oder euch in eurer Projektarbeit begegnet sind?

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00:26:50: MR: Ja klar. Also ganz spontan denke ich da an die vielen sehr verschiedenen Unterstützungsangebote, die sich einfach seit dem letzten Frühjahr oft ja ganz kurzfristig und zum Teil auch vollkommen unkompliziert entwickelt und mittlerweile teils auch etabliert haben. Also, ob es jetzt die Übernahme des Wocheneinkaufs ist für Eltern, Großeltern, Nachbarinnen, Nachbarn oder auch fremde Personen, ob es ein Gespräch ist vom Garten aus zum Fenster der Nachbarin im ersten Stock, ob jemand eine Geschichte am Telefon vorliest. Es gibt Projekte, wo Brieffreundschaften geknüpft werden mit älteren und isolierten Menschen oder auch wie z.B. in meinem Fall das Verständnis und die Nachsicht des Vorgesetzten, wenn es um die Herausforderungen der Koordination von Arbeit und Kinderbetreuung geht. Also all das ist für mich Ausdruck eben dieser Nächstenliebe und Fürsorge. Einander aufmerksam und achtsam zu begegnen, sich natürlich gerne im Großen bewusst, aber auch im Kleinen - was ja für die einzelne Person eine ganz ganz große Wirkung und Bedeutung haben kann - zu engagieren. Das zeigt sich meiner Meinung nach seit Pandemiebeginn eben nicht nur offenkundiger, sondern es passiert tatsächlich auch häufiger und bewusster als davor. Und ich wünsche mir da einfach sehr, dass es neben den vielen dramatischen und wirklich leidvollen Folgen und Erfahrungen der Pandemie eine der positiven Seiten sein wird, dass wir als Gesellschaft uns dieser Verhaltens- und Handlungsprämisse auf Dauer bewahren werden.

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00:28:33: M: Ja, ich habe tatsächlich das auch bei mir beobachtet, dass ich - wir wohnen im Haus mit mehreren Parteien, wie man so schön sagt - und ich habe z.B. drauf geachtet an Nikolaus, dann für alle auch was hinzulegen und gerade auch da von den älteren Bewohner_innen, die teilweise alleine sind, war  es dann schön dieses Lächeln zu sehen. Einfach als eigene kleine Anekdote. Kurze Nachfrage, Marion, zu dem Blog selbst: Das heißt jeder kann da mit machen oder wie ist das aufgebaut?

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00:28:49: MR: Genau, also da kann im Grunde genommen jeder mitwirken. Deswegen dürfen sich gerne alle Hörerinnen und Hörer noch mal an dieser Stelle ganz herzlich eingeladen fühlen sich unter www.care-lichtblicke.de von den verschiedenen Textbeiträgen, die dort seit Ostern letzten Jahres veröffentlicht wurden, inspirieren zu lassen. Und wie gesagt, man darf auch sehr sehr gerne selbst als Autorin, als Autor mitwirken.

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00:29:19: J: Super, vielen Dank. Ja, nehmt das gerne in Anspruch, schaut mal vorbei. Ich glaube wir haben noch Zeit für eine Frage, um vielleicht noch mal einen vorsichtigen Blick in die Zukunft zu wagen - wir sind ja alle vorsichtig, wenn es jetzt darum geht Prognosen zu wagen, gerade in dieser dynamischen Zeit, so nenne ich es jetzt mal. Siehst du, Marion, die derzeitige Situation als langfristige Chance im Hinblick, das jetzt die Situation älterer und oder pflegebedürftiger Menschen nachhaltig ins Bewusstsein rückt von uns allen?

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00:29:44: MR: Also das halte ich auf jeden Fall für möglich und absolut wünschens- und lohnenswert. In der Vergangenheit ist ja die Situation dieser Menschen zum Teil komplett aus dem Fokus der öffentlichen Wahrnehmung geraten, vielleicht liegt das auch daran, dass viele von uns davon persönlich nicht betroffen oder z.B. als Angehörige  mitbetroffen sind. So getreu dem Motto was ich nicht sehe gibt es auch nicht." Umso wichtiger empfinde ich ist, dass wir uns jetzt eben zeitlich diesen Menschen zuwenden und sie in ihren Bedürfnissen wahr- und ernstnehmen . Insofern, ja ich sehe auch eine Chance darin, dass sich auf dauerhaft etwas zum Positiven ändern kann und sollte. Denn es ist ja nicht zuletzt auch so, dass wir alle jederzeit und vermutlich spätestens irgendwann im Laufe unseres Lebens mal in eine Situation geraten können oder werden, in der wir dann diejenigen sind über die wir gerade sprechen. Das heißt in der wir dann in ungeahnter Weise auf Unterstützung, auf Hilfe durch andere angewiesen sein werden und ganz ehrlich: Was für eine Sorge und Begleitung, was für ein Leben würden wir uns denn dann wohl wünschen? Also von daher hoffe ich einfach sehr, dass wir da weiterhin langfristig als Gesamtgesellschaft und eben auch als Einzelperson genauer hinschauen und gemeinschaftlich Ideen entwickeln zur Lösung der bestehenden Herausforderungen und die dann auch in die Tat umsetzen. Also zugunsten der Menschen, die es im Hier und Jetzt betrifft, aber eben auch im Grunde genommen zu Gunsten uns aller.

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00:31:11: J: Ja, vielleicht die Brücken in die Zukunft zu bauen, um mal bei der Metapher zu bleiben.

00:31:15: MR: Richtig. M: Genau, Brücken zu bauen, ich finde jetzt auch den Begriff der Dynamik hier auch interessant, dass wir eben nicht von der Stagnation sprechen, sondern eben schauen, was diese Zeit eigentlich dann mit uns macht und vielleicht auch besser macht . Hoffen wir das Beste auf jeden Fall. Leider ist die Zeit jetzt auch schon vorbei. Liebe Marion, wir haben immer eine Abschlussrubrik "Lieblingsmensch". Marion, mit welchen Menschen wäre es in deinen Augen s_innvoll Zeit zu verbringen und wen sollen die Zuhörer_innen hierbei kennenlernen oder besser kennenlernen?

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00:31:47: MR: Also das finde ich gar nicht so einfach zu beantworten, muss ich zugeben. Und ich habe da jetzt auch gar nicht jemand konkret vor Augen, sondern vielleicht eher eine Einladung im Kopf: Denn ganz generell halte ich es für sinnvoll einfach auch mal ganz bewusst Zeit mit sich selbst zu verbringen, also sich Zeit nur für sich selbst zu nehmen. Das hört sich jetzt natürlich sehr egoistisch an und das ist es ja auch und ich meine damit auch nicht, dass ich mein eigener Lieblingsmensch bin. Also bitte nicht falsch verstehen, aber ich merke einfach persönlich, wie sehr das in meinem Alltag oft untergeht und wie gut es mir aber dann tut, wenn ich mir dann doch mal wirklich bewusst Zeit und Ruhe nur für mich nehmen kann.

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00:32:17: J: Wie machst du das genau?

00:32:31: MR: Das kann sehr unterschiedlich sein. Ich bin gerne draußen unterwegs und in Bewegung sozusagen. Das kann aber auch so sein, dass ich einfach mich in meinen Sessel zusammen kauer mit einer guten Tasse Tee und einem Buch. Also es sind eher ja Dinge, die wenig aufregend erscheinen, aber mir gut tun, weil ich dann oft merke, dass ich oft  erst dann  wahrnehme, was mich wirklich auch beschäftigt und bewegt im Moment. Und das führt dann wieder dazu, dass ich mich eigentlich selber wieder ein Stückchen mehr kennenlerne. Also mir tut das gut und deswegen kann ich das jeder und jedem eigentlich nur für sich selbst und mit sich selbst empfehlen und ans Herz legen.

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00:33:03: J: Ja, vielen Dank für die spannende Antwort auf diese Frage. Hatten wir in der Form so auch noch nicht, aber der Hinweis ist natürlich sehr wichtig und gerade in diesen Zeiten besonders wertvoll. Liebe Marina, liebe Marion, das war es jetzt für heute mit unserer Folge s_innzeit. Mir bleibt noch zu sagen: Folgt uns bitte gerne auf Instagram unter dem Account transfernetzwerk.sinn und dort findet ihr auch alle weiteren Folgen des Podcast und lasst uns gerne ein Like da und abonniert uns.

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00:33:44: M: Und ihr findet  dort Informationen zum Projekt Versorgungsbrücken.

00:33:47: J: Das findet ihr auch dort, also das ist der place to be auf jeden Fall und in zwei Wochen hören wir uns hier wieder. Dort geht es um "housing first, Bedenken second - jeder Mensch braucht ein Zuhause" und dort haben wir Hubert Ostendorf zu Gast und die Folge erscheint am 8.2.. Bis dahin bleibt uns wie immer zu sagen: Nutzt eure Zeit s_innvoll! M: Tschüss!

00:34:01: J: Tschüss zusamme!

00:34:10: MR: Tschüss und danke fürs Zuhören!

Über diesen Podcast

Soziale Ungerechtigkeit, spannende Konzepte aus der Wissenschaft und innovative Lösungsansätze für soziale Herausforderungen – all das behandelt s_innzeit, der Wissenschaftspodcast von s_inn!

https://www.s-inn.net
sinnzeit@katho-nrw.de

von und mit Marina-Rafaela Buch, Jens Koller, Sinem Malgac, Stephan Post, Ariadne Sondermann, Lisa Koopmann

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