s_innzeit - der Wissenschaftspodcast zur Sozialen Arbeit

s_innzeit - der Wissenschaftspodcast zur Sozialen Arbeit

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00:00:12: Marina (M): Hallo an alle an den Endgeräten. Willkommen zu einer neuen Folge von s_innzeit, dem Wissenschaftspodcast zur Sozialen Arbeit. Mein Name ist Marina Buch und ich sitze hier zusammen digital mit meinem Mitmoderator Jens Koller. Hallo lieber Jens.

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00:00:28: Jens (JK): Hallo Marina.

00:00:37: M: Also ihr habt es schon gehört: Heute leider mal wieder digital auch eben hinsichtlich des Infektionsgeschehens. Sicherheit geht absolut vor bei uns und das heißt, Jens sitzt zu Hause bei sich vor dem Computer, ich wiederum an der KatHO mit gebührenden Abstand zu Stefan, unserem Techniker, der natürlich auch immer mit dabei ist.  Die heutige Folge bildet den Auftakt zu einem neuen Themenblock, der heißt "Klimawandel und Nachhaltigkeit als Aufgabe für die Soziale Arbeit". Das stellen wir sozusagen als Frage und in unserer heutigen Folge werden wir über die Soziale Arbeit und den Klimawandel sprechen und die verschiedenen Perspektiven hinsichtlich dessen durchleuchten. Jens, möchtest du kurz dazu was sagen? Ich weiß ja, dass du das ein oder andere gelesen hast und auch eine Affinität zu dem Thema hast. Was sagst du dazu?

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00:01:22: JK: Ja, der Klimawandel ist ja ein Thema, was in aller Munde ist und immer wieder auch stark medial vertreten ist. Also nur mal einige Schlagzeilen hier zu nennen: "Klimawandel - ist die Erderwärmung noch zu stoppen?", "Hochwasser - ist das noch Wetter oder schon Klimawandel?", "Klimawandel beschleunigt Ringströmung in der Antarktis",  "wie lange dauert es noch bis zum Point of no Return?". Also alles Schlagzeilen aus den letzten Wochen. Und wenn wir über Klimawandel nachdenken, dann haben wir vielleicht zunächst einmal gar nicht das Thema soziale Arbeit so vor Augen, sondern andere Themen, die uns da so in den Sinn kommen, beispielsweise die Energiewende, nachhaltiges Landwirtschaften oder grundsätzlich die Reduktion des CO2-Ausstoßes. Auch Fragen der Mobilität sind beispielsweise eng mit dem Klimawandel verbunden, aber der Klimawandel ist eben eine große Herausforderung der Menschheit, aber eben auch eine soziale Herausforderung.Und dadurch werden natürlich zwingend Fragen aufgeworfen, wie Menschenrechte, Postkolonialismus, Gender; Gesundheit oder Gerechtigkeit und damit auch Kernthemen der Sozialen Arbeit. Also wir können uns die Frage stellen: Wie kann und sollte die soziale Arbeit eigentlich mit diesem Themenkomplex umgehen? Welche aufgaben resultieren daraus? Und werden sie gegebenenfalls schon umgesetzt?

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00:01:57:  M: Wie immer haben wir uns zwei Gäste, Gästinnen eingeladen, die beide auf unterschiedliche Art und Weise über das Thema geforscht haben oder aktiv gegen das Thema arbeiten oder eben dafür kämpfen, dass man eben das Thema Klimawandel auch innerhalb der Sozialen Arbeit platziert. Und ich fange jetzt einfach mit Yannick Liedholz an. Yannick, wer bist du und warum bist du da? und warum ist dieses Thema für dich und deine Arbeit wichtig?

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00:03:03: Yannick (Y): Ja, also erstmal schön, dass ich hier sein darf und am Podcast teilnehmen kann. Mein Name ist Yannick Liedholz, bin Dozent an der Alice Salomon Hochschule Berlin.

00:03:10: Ich habe mich intensiv mit dem Thema Klimawandel und Soziale Arbeit in meinem Buch "Berührungspunkte von Sozialer Arbeit und Klimawandel" beschäftigt,

00:03:17: das im Dezember 2020 im Barbara Budrich Verlag erschienen ist

00:03:21: und das erste Mal versucht im deutschsprachigen Raum das Thema Klimawandel umfassender dafür die Sozialarbeit zu kontextualisieren.

00:03:28: JK: Vielen Dank Yannick. Und als zweite Gästin haben wir Janina Yeung in unserer Runde. Janina,

00:03:35: warum sitzt du hier mit uns zusammen? Janina (JY): Ja, hallo in die Runde, hallo da draußen. Ich freue mich auch heute hier zu sein.

00:03:41: Ich bin seit 2016 Referentin beim Paritätischen Gesamtverband,

00:03:47: wir sind ein Wohlfahrtsverband von eigenständigen Organisationen, Einrichtungen und Gruppierungen der Wohlfahrtspflege, die Soziale Arbeit für andere oder als Selbsthilfe leisten. Seit diesem Sommer bin ich beim Paritätischen verantwortlich

00:04:01: für unser neues Projekt "Klimaschutz in der Sozialen Arbeit stärken",

00:04:05: in dem Projekt begleiten wir Organisation, Mitgliedsorganisationen des Paritätischen, dabei ihr Wirtschaften klimaschonend auszurichten und wollen sie zu Fragen des Klimaschutzes sensibilisieren und aktivieren.

00:04:18: JK: Ja, vielen Dank. Dann starten wir mal mit der ersten Frage. Yannick, dein Buch heißt "Berührungspunkte von Sozialer Arbeit und Klimawandel", direkt mal die Frage: Welche Berührungspunkte gibt es denn schon oder.

00:04:29: welche gibt's vielleicht noch nicht? Y: Also ich würde erst mal sagen, dass es eine ganze Reihe von Berührungspunkten gibt, in Kapitel 3 meines Buches habe ich mich recht umfassend mit neuen Themengebieten beschäftigt.

00:04:38: Du hattest es ja einige einleitend auch schon aufgezählt, also z.B. Menschenrechte, Postkolonialismus,

00:04:43: Fragen von Gesundheit, Fragen von Geschlechtergerechtigkeit und Generationengerechtigkeit. Und um ein prominentes Beispiel für die Soziale Arbeit herauszugreifen, das Thema Menschenrechte.

00:04:52: Wenn wir da global schauen, aber ich denke auch im deutschsprachigen und europäischen Kontext,

00:04:56: dann kann man im Zuge von Klimaveränderungen schon vielfache Berührungspunkte zu Menschenrechten, z.B. Recht auf ein Höchstmaß an Gesundheit, ein Recht

00:05:03: auf Nahrung und jetzt, was ja auch vom Menschenrechtsrat sozusagen neu proklamiert wurde, das Recht auf eine gesunde Umwelt. Ich glaube, das sind alles Menschenrechte, die vielfach vom Klimawandel negativ betroffen sind und deshalb auch für die Soziale Arbeit beachtenswert sind.

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00:05:15:  M: Ich würde jetzt tatsächlich bei dir und deinem Buch bleiben und eine kleine Passage daraus zitieren, wo du anfängst oder vor allen Dingen dich auf das Hauptthema des Klimawandels konzentrierst. Ich zitiere: "Für die Soziale Arbeit im Kontext des Klimawandels stellt dies eine Herausforderung dar. "Also hier geht's eben um das Verständnis des Klimawandels, das allgemein im Umlauf ist, da gibt's ja eine sehr heterogene Auffassung, auch geprägt durch Fake News. Ich zitiere wieder: "Denn bei vielen Adressat_innen der Sozialen Arbeit sind die Alltagstheorien ausschlaggebend für das eigene Problembewusstsein, das eigene Weltbild und die eigenen wahrgenommen Handlungsmöglichkeiten. Wer als Sozialarbeiter_in zum Klimawandel arbeiten möchte, muss damit irgendwie umgehen können." Und für mich wäre hier jetzt eben interessant, was sind denn eigentlich diese Perspektiven, bzw. das Wissen, das für Sozialarbeiter_innen im Hinblick auf den Klimawandel essenziell sind?

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00:06:17: Y: Ja, da möchte ich gerne drum herum noch ein bisschen was erzählen, wie es zu diesem Satz kam, weil in dem Kapitel davor

00:06:23: beschäftige ich mich ja mit der öffentlichen Diskussion um den Klimawandel, wo Jjens ja schon richtigerweise gesagt hat, das ist ein mediales Thema,

00:06:30: das eigentlich seit den letzten zwei Jahrzehnten sehr präsent ist. Und ich glaube, wenn man sich dem Klimawandel erstmal nähert als Thema, also aus dem sozialen Bereich,

00:06:38: da muss man erstmal sehen, dass das ein Thema ist, was mit sehr vielen Alltagstheorien belegt ist. Allein schon deshalb, was wir alles so kennen, wenn wir jetzt eine Hitzewelle haben oder z.b. im Winter auch in Deutschland, wo kein Schnee fällt, z.B. in Berlin,

00:06:51: dann ist immer schnell mal die Rede von "Ist das jetzt schon Klimawandel oder nicht? Sind das normale Wetteranomalien?"

00:06:56: Und das öffnet so Tür und Tor für Spekulationen und zu eigenen Empfindungen und eigene Perspektiven darauf. Dabei

00:07:02:  muss man auch sagen, dass die Medien doch einen großen Beitrag dazu geleistet haben, dass der Klimawandel vielfach endkomplexisiert dargestellt wird. Also denk wir z.B. an den Hollywood-Film The day after tomorrow, wo eine

00:07:12: Eiszeit auf der Nordhalbkugel inszeniert wurde als Folge des Klimawandels, was eigentlich nur noch sehr weit entfernt mit dem klimawissenschaftlichen Erkenntnissen zu tun hat.

00:07:21: Aber auch z.B. der Spiegel hat bereits in den 80er Jahren ein Cover veröffentlicht, wo der Kölner Dom komplett frei in einem endlosen Meer steht und

00:07:29: etwa bis zu einer Höhe von 40 Metern überflutet ist. Also das waren alles so Aspekte, die, glaube ich, auch

00:07:35: in der öffentlichen Wahrnehmung, in der individuellen Wahrnehmung, den Klimawandel im deutschsprachigen Raum geprägt haben. Und da müssen wir als drittes sagen, und das finde ich sehr wichtig,

00:07:42: auch weil wir eine soziale Renaissance erlebt haben in der Covid-19 Pandemie, dass es viele Verschwörungstheorien, viele Skeptiker_innen zum Klimawandel gab und gibt

00:07:51: Wie z.B. Naomi Klein hat das für den angloamerikanischen Raum sehr gut nachgezeichnet, Multi Latief für den deutschsprachigen Raum, die

00:07:58: , glaube ich, auch vielfach Spuren hinterlassen haben, weniger im wissenschaftlichen Diskurs, aber doch so im allgemeinen öffentlichen Diskurs. Und die Soziale Arbeit, das ist ja wirklich spannend an der Profession, die ist ja ganz eng mit den Leuten zusammen, das ist eine Beziehungsprofession, sie arbeitet quer durch die Milieus

00:08:12: und deshalb war da meine Theorie und meine These, dass

00:08:15:  natürlich auch wir damit irgendwie umgehen müssen. Und uns dem auch bewusst sein müssen, wenn wir mit Adressat_innen, wenn wir mit Kooperationspartner_innen zu dem Thema sprechen,

00:08:25: dann muss uns klar sein, dass uns da vielfältig Alltagstheorien, endkomplexierende Vorstellungen und vielleicht auch skeptische Positionen begegnen. Dann war der Schluss zu sagen, wenn man diese Perspektive hat, dann wäre es vielleicht wichtig zu überlegen, welche Perspektiven und Wissensbestände müssten die

00:08:39: Fachräfte der Sozialen Arbeit denn haben. Und da ist mein Vorschlag eben, dass wir uns doch erstmal den naturwissenschaftlichen Perspektiven zuwenden sollten, vertreten.

00:08:49: , wie ich es in meinem Buch gemacht habe, durch den IPCC. Der IPCC ist der Weltklimarat und damit sozusagen das Organ der internationalen Klimaforschung und da habe ich mich z.B. intensiv mit dem beobachtbaren Klimaänderungen auseinandergesetzt. Also die Frage:

00:09:02: Was macht den Klimawandel denn aus? Also welche Phänomene sind damit verbunden?

00:09:06: Also z.B. die Erhöhung der durchschnittlichen Oberflächentemperaturen, die Veränderung der Niederschläge, die Veränderungen der Schneebedeckung, Meeresspiegelanstieg und so weiter. Und da eben noch mal aufgefechertes, das ist ja ein riesen Gebiet, auf die regionalen Unterschiede, die ja dann gerade mit

00:09:20: Blick auf Menschenrechte oder mit Blick auf Gerechtigkeitsfragen hochinteressant sind

00:09:25: Des Weiteren glaube ich, dass es wichtig ist - und das habe ich in meinem Buch auch gemacht - sich ein Stück weit kritisch mit der naturwissenschaftlichen Forschung auseinanderzusetzen. Also hier auch die Frage zu stellen,

00:09:33: Was kann der dominante naturwissenschaftliche Diskurs leisten und wo sind vielleicht auch blinde Flecken dieses Diskurses? Und dann eben weiterführend - das möchte ich jetzt aber nur noch andeuten -

00:09:42: sich auseinander zu setzen damit, welche Entwicklungsperspektiven gibt es für den Klimawandel. Dann gibt es ja die Emissionsfrage, weil

00:09:49: wie der Klimawandel weiterentwickelt hängt maßgeblich davon ab, wie die Staatengemeinschaft mit den Treibhausgasemission verfährt, ob die weiter steigen, ob die reduziert werden, wie die reduziert werden.

00:09:59: Und dann stellen sich natürlich noch so politische Fragen, wie z.B. Was sind denn die Ursachen des Klimawandels? Was, glaube ich, für die Soziale Arbeit hochinteressant ist.

00:10:07: Aber natürlich glaube ich, spielt auch in so einen Wissensbestand für Sozialarbeiter_innen die Auseinandersetzung mit Klima Politiken, wie sie z.B.

00:10:14:  im 1,5 Grad oder 2 Grad Ziel oder auch in internationalen Klimapolitikbeschlüssen z.B. in Deutschland zum Ausdruck kommen.

00:10:21: Das ist nur das, was ich glaube auch als eine Annäherung und dann eben auch als eine Bündelung dieses Themengebiets, glaube ich, sehr wertvoll ist.

00:10:30: JK: Du hast ja jetzt das große Zelt, sage ich mal, gespannt über dieses Thema und bevor wir sozusagen uns mal genau anschauen, wie das im ganz Konkreten aussehen kann, nämlich bei dir Janina, vielleicht noch eine Frage anschließend: Yannick, in deiner Analyse,

00:10:42: was konntest du rausfinden, sind denn Handlungsfelder oder Bereiche der Sozialen Arbeit, die da vielleicht schon

00:10:47: eine Vorreiterrolle einnehmen, die schon win bisschen weiter sind darin, das Thema Klimawandel in die eigene Arbeit mit aufzunehmen?

00:10:57: Y: Ja, also erstmal anknüpfend an das, was ich dir eben gesagt hatte mit Bezug auf das dritte Kapitel, wo ich diese Berührungspunkte aufgemacht habe. Also das sind ja neun Berührungspunkte, neun Themenfelder,  wo sich Klimawandel und Soziale Arbeit berühren.

00:11:09: Und ich glaube da; wenn man das durchdekliniert, dann gibt es etliche Themenfelder Sozialarbeit, die den Klimawandel aufnehmen müssten und es teilweise auch schon machen.

00:11:17: Obwohl es insgesamt - das muss man schon festhalten - noch ein Randthema darstellt in der Sozialen Arbeit. Also wenn wir jetzt Menschenrechte nehmen, was ich ja eben kurz erläutert hatte:

00:11:25: Die Soziale Arbeit profiliert sich mehr und mehr als Menschenrechtsprofession, ich glaube da kann sie die Menschenrechtsverletzung in Folge des Klimawandels nicht ignorieren.

00:11:32: Ein sehr spannender Bereich auch für den deutschsprachigen Kontextes ist, glaube ich, das Thema Gesundheit, negative Gesundheitsfolgen des Klimawandels und das ist meines Erachtens bemerkenswert für eine gesundheitsbezogene Soziale Arbeit, die sich eben

00:11:43: vielfach auf gesellschaftlicher, individueller Ebene mit Gesundheit auseinandersetzt.

00:11:48: Ich glaube da können wir mit den Themen Allergien, Hitzewellen, Auswirkungen auch auf vulnerabele Gruppe, wie ältere Menschen vielfältige Bezüge sehen, die ich dannn eben auch in dem Buch weiter ausführe. Also ich glaube das kann man erstmal festhalten.

00:12:00: Und das sprengt jetzt vielleicht den Rahmen alles auszuführen, aber ich glaube diese Andeutung machen schon klar, dass da ganz viel Potenzial für die Soziale Arbeit ist.

00:12:07: Und als Zweites - und das habe ich dann versucht in dem Kapitel zu den Handlungsspielräumen auch noch mal deutlicher zu machen - glaube ich, hat die Soziale Arbeit, wenn ich das überblicke gerade sehr viel Aktivitäten im Bereich der Bildung, der Pädagogik, der Sozialpädagogik zu dem Thema Klimawandel laufen, was aber noch rückständig ist.

00:12:23: Was da meine Forderung auch wäre an die Profession, um den Klimawandel wirklich proaktiv

00:12:28: anzugehen und zur Bewältigung wirklich beizutragen, wären eben eine Wahrnehmung der gesellschaftspolitischen Handlungsspielräume, wo sich die Soziale Arbeit noch recht bedeckt hält,

00:12:36: was dann eben auf solche Themenfelder wie Klimagerechtigkeit,

00:12:39: Postwachstum oder eben Klimawandelkonflikte verweisen können. M: Du hast ja auch verschiedene Punkte aufgezählt, ich fand es jetzt auch spannend, das hast du in der vorherigen Frage genannt, du hast von blinden Flecken des Diskurses gesprochen und dass eben

00:12:54: dieser multiperspektivische Blick auf das Thema auch so wichtig ist. Du hast hier auch noch mal eben die Potenziale der Sozialen Arbeit aufgezählt und wie wichtig es ist, das Thema Klimawandel auch nicht nur darüber zu sprechen, sondern proaktiv damit

00:13:08: umzugehen und das anzugehen. Und ich würde jetzt auch gerade dich sozusagen mit ins Boot holen, Janina, weil.

00:13:17: ihr in eurem Projekt

00:13:19: dies an sich auch proaktiv angehen möchtet, denn euer Projekt heißt "Klimaschutz in der Sozialen Arbeit stärken". Und hier auch die Frage an dich:

00:13:27: Wie genau habt ihr denn das vor, den Klimaschutz in der Sozialen Arbeit zu stärken?

00:13:32: JY: Das Projekt ist ein Pilotprojekt. Also wir fangen erst einmal mit 45 Mitgliedsorganisationen von uns an,

00:13:41: die mit jeweils einer Einrichtung dann ganz konkret an dem Projekt teilnehmen werden und hoffen dann natürlich, dass wir

00:13:48: alles, was wir in dem Projekt erarbeiten, die Ergebnisse dann auch wirklich in die Breite und in die Tiefe tragen können. Also in

00:13:56: unsere ganze Mitgliedschaft und natürlich darüber hinaus. Was wir konkret vorhaben ist,

00:14:02: dass wir in diesen 45 Einrichtungen zunächst erstmal

00:14:07: eine Ist-Analyse machen, indem wir den CO2-Fußabdruck in den Einrichtungen bestimmen lassen. Also wir machen das

00:14:15: gemeinsam mit einem externen Anbieter, Projektpartner. Die

00:14:19: Einrichtungen bekommen Fragebögen, die sie ausfüllen müssen, wo die Jahresverbräuche eines ganzen Kalenderjahres eingetragen werden müssen und halt wirklich

00:14:30: verschiedenste Bereiche abgefragt werden zum Thema Ernährung, Mobilität, Ressourcenverbrauch.

00:14:36: Und dann natürlich alles, was um die Einrichtung, das Haus, in dem die Einrichtung ist, stattfindet, also Wasser, Stromverbräuche, Stromanbieter.

00:14:44: Das wird ausgewertet und dann schauen wir uns erstmal an, wie viel wird in diesen Einrichtungen verbraucht.

00:14:49: Dann gucken wir uns auch an, da wo es schon Vergleichswerte gibt, wie steht es denn dann im Vergleich zu anderen Einrichtung eines ähnlichen Einrichtungstypes

00:14:58: und gucken uns dann an, wo sind jetzt hier die Einsparpotenziale, wo können wir CO2 reduzieren.

00:15:04: Und da geht's dann wirklich an das konkrete Arbeiten mit den Einrichtungen, die jeweils eine Leitung und eine Person stellen, die wir als Klimascout ausbilden, auch mit Hinblick darauf, dass die dann das Thema Klimaschutz in ihren Einrichtungen

00:15:17: und auch in den Mitgliedsorganisationen dann wirklich festigen und auch da wieder ihr erlerntes Wissen

00:15:24: an Kolleginnen oder auch Freunde oder wer auch immer sich dann da interessiert und mit dazu geholt werden muss, dann weitergeben.

00:15:31: Wir werden dann zu den einzelnen großen Schwerpunkten, wo man sagen kann: "Okay, das sind die Maßnahmen, die wir jetzt angehen müssen" werden wir Schulungen anbieten

00:15:41: und dann wirklich gucken, wo wollen wir jetzt einsparen, welche Ziele setzen sich jetzt die einzelnen Einrichtungen. Sei es jetzt darum, z.B.

00:15:48:  die Verpflegung zu ändern, wenn es eine Küche gibt, was können wir da machen.

00:15:53: Oder Mobilität, wenn das z.B. auch ein ambulanter Pflegedienst ist, mit Fahrzeugen, können die umgestellt werden?

00:16:01: Also das gucken wir uns dann kleinteilig an gemeinsam mit den Einrichtungen und geben natürlich nichts vor "

00:16:08: So, das müsst ihr jetzt machen", sondern gucken halt auch wirklich, was ist realistisch, was können die Einrichtungen umsetzen, stemmen auch

00:16:15: unter den schwierigen Bedingungen, in denen ja die Soziale Arbeit natürlich auch steckt, wenn man sich.

00:16:23: Personalfinanzierung und so anguckt. Also, da sind wir da auch wirklich ganz sensibel sind und darauf Rücksicht nehmen.

00:16:28: JK: Ich würde jetzt gerne mal meine Spezialität hier vortragen, und zwar zwei Nachfragen in einer Stellen, vielleicht einmal, dass unsere Hörer_innen eine Idee davon bekommen, was das für Institutionen sind, für Einrichtungen, dass du vielleicht mal ganz kurz auch mal sagst,

00:16:43: wer da so mitmacht bei euch. Und dann die zweite Frage: Du hast es gerade schon angesprochen, Machbarkeit, die Soziale Arbeit hat teilweise prekäre Arbeitsbedingungen, Verhältnisse, denen sie sich immer wieder ausgesetzt sieht.

00:16:54: Wie war so die Resonanz auf euer Projekt? Ich meine, es muss eine Leitung geben und einen Klimascout,

00:17:00: das bedeutet Mehrarbeit, das kommt vielleicht noch on top bei den Menschen drauf. War so die Resonanz der Mitarbeitenden eher so: "Hey super, das Thema ist

00:17:08: spannend, das wollen wir angehen" oder war es eher so " Ach, noch mehr? Das sollen wir jetzt auch noch machen? Was soll man nicht sonst noch alles tun?".  Was kann da so zurück?

00:17:17: JY: Ich fange mal mit der Beantwortung der zweiten Frage an. Wir haben das Projekt gestartet und mit Hilfe unserer Landesverbände, der Paritätischen Landesverbände, dann bundesweit die Einrichtungen gesucht, die Landesverbände sind dabei unterschiedlich vorgegangen und da wo das

00:17:32: wirklich ja öffentlich ausgeschrieben wurde, war die Resonanz wirklich sehr, sehr hoch. Sehr viele Mitgliedsorganisationen haben gesagt, sie möchten gerne an dem Projekt teilnehmen,

00:17:42: das Thema ist wirklich sehr wichtig für die Mitgliedsorganisationen und möchten da gerne was tun. Aber es kam natürlich trotzdem sofort auch die Frage zurück "Wie viel Aufwand wird es am Ende für uns?".

00:17:55: Und natürlich ist das ein Mehraufwand, den wir natürlich aber auch versuchen so klein wie möglich zu halten, aber am Ende hängt es dann auch

00:18:04: damit zusammen, welche Maßnahmen die Einrichtungen dann am Ende angehen. Also es ist natürlich

00:18:11: schneller und leichter getan zu sagen: "Okay, wir wechseln jetzt erstmal den Stromanbieter, wechseln zu Ökostrom", das ist vielleicht in einer halben Stunde erledigt, als zu sagen "Wir stellen jetzt unser komplettes Ernährungskonzept um oder beantragen Fördergelder für Elektroautos" zum Beispiel.

00:18:26: Die wollen mitmachen, aber die Sorge ist auf jeden Fall da, dass es ein zu hoher

00:18:31: Mehrufwand ist und da werden wir auf jeden Fall das im Blick behalten und da vorsichtig mit umgehen, auch mit den Ressourcen vor Ort.

00:18:38: Und wer jetzt mitmacht, das ist wirklich die komplette.

00:18:42: Bandbreite der Sozialen Arbeit, des Gesundheitswesens, also wir haben viele Pflegeeinrichtungen dabei, ambulante und stationäre Pflegeeinrichtungen, wir haben Beratungsstellen dabei, Schulungszentren, Kitas Werkstätten für Menschen mit Behinderung.

00:18:57: Also da ist wirklich die Breite sehr schön abgedeckt. JK: Vielleicht dann noch mal direkt die Nachfrage: Also Kritiker_innen könnten ja jetzt sagen:

00:19:07: "Ja, das was da am Ende netto Emission bei rauskommt, ist ja vielleicht marginal im Vergleich dazu, was jetzt die Menschheit insgesamt ausstößt". Also, um es mal so ein bisschen provokant zu fragen: Was bringt denn das Ganze am Ende für den Klimaschutz? Also wie rechtfertigt ihr euch und euer Wirken da?

00:19:25: JY: Also ich würde sagen, marginal ist es nicht. Wir dürfen nicht vergessen, auch in unseren Arbeitsbereichen, alles was wir in unserer Arbeit tun, produziert CO2

00:19:35: und das können wir auch einsparen. Also der Gesundheitssektor trägt am Ende auch stark zur Einhaltung der Klimaziele bei.

00:19:42: Wir werden CO2 einspanren, da ist das eine, aber wir werden ja auch

00:19:46: dadurch, dass wir in der Sozialen Arbeit direkt mit den Menschen zusammenarbeiten, das Thema weit in die Breite, in die Tiefe bringen. Es gibt, glaube ich,

00:19:55: keine Profession, die so eng mit den Menschen in Kontakt steht und da haben wir auch einen Bildungsauftrag.

00:20:01: Und am Ende lässt sich auch der Erfolg dieses Projekt nicht nur daran messen, wie viel CO2 wurde jetzt in den einzelnen Einrichtungen eingespart sondern

00:20:09: der Erfolg wird sich auch daran messen lassen, wie konnten wir über das Thema aufklären, wie viele Nachahmer bekommen wir, also wie viele Mitgliedsorganisationen sagen nachher: "Das machen wir jetzt auch" und "Ach mit wenig Mitteln kann man am Ende doch schon ganz schön viel erreichen, das

00:20:23:  versuchen wir jetzt auch mal bei uns in der Einrichtung umzusetzen." Und das ist dann auch ein Erfolg, mit dem wir rechnen und auf die wir jetzt auch hinarbeiten in diesem Projekt.

00:20:32: M: Was mir jetzt da auch noch mal gekommen ist, weil wir das Thema, ich sag jetzt mal der Überforderung, bzw. auch wegen des Zeitmanagements, darüber gesprochen haben, dieses "was alles noch on top kommt", ob man das

00:20:44: hier nicht auch in dem Sinne vermeiden könnte - ich setze  Gänsefüße, das sieht man nicht -

00:20:50: indem man das Thema des Klimawandels und die Veränderung, die durch den Klimawandel entstehen schon innerhalb der Ausbildung der Sozialarbeiter_innen verankern lässt. Also im Prinzip eine curriculare Verankerung dieses Themas

00:21:04: anstrebt, da weiß ich ehrlich gesagt auch gar nicht, wie es derzeit in der Hochschullandschaft diesbezüglich aussieht. Yannick, vielleicht kannst du hier noch mal was dazu sagen?

00:21:14: Y: Ja, wir müssen halt eben betrachten, dass die Ausbildung und die curricularen Struktureb der Sozialen Arbeit, aber auch in dem ganzen ---sage Bereich---- darauf hat Janina auch schon hingewiesen, und man kann es ja auch breiter als den ---sage Bereich--- fassen, glaube ich sehr wichtig.

00:21:26: Ich würde jetzt konstatieren, auch mit Blick auf die Dgsa-Fachgruppe zu dem Thema, die sehr viele akademische Mitarbeiter_innen zu dem Themenfeld aus der Sozialen Arbeit versammelt, dass das Thema.

00:21:36: in den curricularen Strukturen randständig ist, aber doch- M: Könntest du ganz kurz sagen für was diese Abkürzung steht, für alle Hörer_innen denen das vielleicht nichts sagt?

00:21:47: Y: Ja, natürlich. Die Dgsa ist die deutsche Gesellschaft für Soziale Arbeit und da hat sich jetzt in dem Jahr eine Fachgruppe gegründet

00:21:51: Zum Thema sozial-ökologische Transformation und Klimagerechtigkeit in der Sozialen Arbeit und es ist ein offenes Forum für

00:21:58: Professor_innen, für weitere Mitarbeiter_innen an Hochschulen, für Studierende, aber eben auch für Praktiker_innen aus der Soziale Arbeit, die sich eben mit diesem Themenfeld beschäftigen möchten.

00:22:07: Und da haben wir es jetzt geschafft eben diese Verinselung, die früher da war, jede_r hat so an seiner, an ihrer Hochschule gearbeitet, ein                             

00:22:15: Stück weit aufzulösen und man hat jetzt dadurch schon ein komplettes Bild davon gewonnen, wie

00:22:18: die Soziale Arbeit an den Hochschulen zu dem Thema aufgestellt ist und da hat sich gezeigt, dass da doch sehr viele Kolleg_innen zu dem Thema arbeiten und jetzt auch einzelne Lehrveranstaltungen, Projekte dazu initiieren. Von daher würde ich sagen, sind wir da schon weiter als vor fünf Jahren,

00:22:33: aber sicherlich noch nicht soweit, um diesem großen Thema und notwendigen Thema für die Soziale Arbeit gerecht zu werden.

00:22:39: Was ich vielleicht noch, wenn ich kurz darf, auf Janina eingehend und auf die Diskussion eingehend, ergänzen darf:

00:22:45: Weil ich finde das mit dem Addon einen sehr wichtigen Punkt, Jens. Ich glaube, das ist auch so ein Thema, was auch von wissenschaftlicher Seite immer wieder beleuchtet wird, zu sagen: "Okay,

00:22:52: jetzt auch der Nachhaltigkeitdiskurs und Klimadiskurs kommt noch mal als Addon auf den ganzen breiten

00:22:58: sozialarbeiterischen Diskurs hinauf. Also wir haben ja wirklich in vielen Themengebieten auch den Diskurs maßgeblich vorangebracht, denken wir an Diversity oder Gender, das kann ja auch nicht unwesentlich aus dem --sage--SoAbe Bereich.

00:23:08: Ich würde da gerne noch mal eine andere Perspektive anbieten und zwar

00:23:11: glaube ich, muss man, um dieser Addonperspektive zu entgehen zwei Dinge berücksichtigen. Erstens glaube ich, muss man notwendigerweise eine gesellschaftspolitische eben auch einnehmen und eben das, was ich auch schon vorhin angedeutet hatte,  den Klimawandel auch als strukturelles, gesellschaftspolitisches Thema zu begreifen.

00:23:28: Dann auch zu sagen: Wenn die Soziale Arbeit, wenn Einrichtungen Sozialer Arbeit, wie das bei

00:23:32: Janina und dem Projekt passiert, wenn die sich dazu bereit erklären, dann vielleicht auch damit zu verbinden und zu sagen : "Vielleicht sind unsere Ressourcen in Hinblick auf Personal,

00:23:41: unsere finanzielle Ausstattung, vielleicht auch ungenügend im Vergleich auch zu anderen Sektoren und Bereichen." Und ich finde, da ist die Soziale Arbeit zu zurückhaltend. Also, wenn sie sich das Thema auf die Fahnen schreibt und sagt:".

00:23:51: Wir setzen uns da, was ja politisch auch als Zielsetzung gewollt ist, mit dem 1,5 oder 2 Gradd-Ziel auseinander,

00:23:57: dann müssen wir doch auch mal über ganz andere Strukturen in dem Bereich nachdenken. Ich glaube da hat nicht zuletzt die Covid-19 Pandemie

00:24:04: und die Diskussion der Systemrelevanz noch mal eine große Tür geöffnet. Also das wäre mein Appell,

00:24:09: das wirklich miteinander zu verbinden, weil ich glaube, dann kann auch ein Schuh draus werden. Dann würde das in den Einrichtungen zu einer Entlastung führen, das Thema weniger als Addon empfunden und man hätte mehr Möglichkeiten die wertvollen Ansätze, die Janina ja

00:24:22: auch angedeutet hatte, zur Verwirklichung zu bringen. Und das Zweite ist,

00:24:25: was mir sehr wichtig ist, gerade aus dem Nachhaltigkeitsdiskurs und weshalb ich auch Postwachstum so stark mache, vielleicht ein grundlegendes Nachdenken darüber, wie wir so Organisation und so aufstellen. Also im Nachhaltigkeitsdiskurs, Postwachstumsdiskur

00:24:38: geht es auch viel um Entschleunigung, Entflechtung, Entrümpelung, zum Beispiel von Niko Pech

00:24:43: Da auch mal genau anzuschauen, wie können wir uns denn jetzt auf das Wesentliche fokussieren, welche Dinge können wir vielleicht auch weglassen? Was

00:24:50: an weiteren Projekten, die vielleicht befristet sind, uns auch eine gewisse Logik reinbringen oder was auch an Arbeitsaufträgen,

00:24:56: die uns in der sozialen Arbeit - ich kenne das aus der Praxis selber - von allen Seiten zugeschustert werden, wie können wir vielleicht auch sagen "Nee, das machen wir jetzt nicht, weil das passt nicht

00:25:05: oder das wiederstrebt auch unserem Ansinnen

00:25:07: nach einer achtsamen Organisationskultur; nach einer nachhaltigen Organisationskultur". Und ich glaube, wenn man das verbindet, also auch ein Stück weit Entschleunigung zulässt, dann kommt man vielleicht auch wieder in den Blick, was ist wirklich wichtig im Sinne unserer Leitbilder, im Sinne unserer Aufträge

00:25:22: und was ist vielleicht auch ein anderes Addon, was da nicht Nachhaltigkeit ist sondern vielleicht auch dieses oder jenes Projekt oder dieses und jedes Nebengleis, was gar nicht mit unserem Kern eigentlich zu tun hat.

00:25:32: Und da würde ich dafür plädieren, dass eben Klimaschutz und Nachhaltigkeit deutlich mehr zum Kern Sozialer Arbeit gehören als vielleicht manch andere Themen.

00:25:39: JK: Ich finde, das ist auch ein schöner Link und auch eine spannende Verbindung zu dem, was du gesagt hast, Janina: Das es eben nicht marginal ist. Das es ja um die kleinen Dinge geht, die man aber dann nach und nach in die Breite trägt und so quasi auch dieses gesellschaftspolitisches Ansehen vielleicht auch noch mal verstärken kann.

00:25:53: Gibt es da bei euch konkrete Ideen und Pläne, wie man eben sozusagen von diesen kleinen Maßnahmen, die sich dann in so einem Mikrokosmos einer Institution festmachen,

00:26:02: die auch wirklich mit dem Ziel die in die Breite zu tragen oder gar auch daraus politische Forderungen - für die Yannick sich jetzt auch stark gemacht hat - zu formulieren.

00:26:11: Ich denke da auch beispielsweise der Paritätische ist da ja auch sowieso aktiv, wenn ich nur mal an die "Neun Punkte der Zukunft Agenda" denke, wo ja auch viele Naturschutzthemen relevant sind. Gibt's da Ziele, dass am Ende des Projektes

00:26:24:  das vielleicht um weitere Punkte zu ergänzen oder diese mit noch mehr Kraft zu versehen? JY: Wir sind natürlich jetzt auch sehr gespannt,

00:26:33: was denn am Ende dann in dem Projekt wirklich bei rauskommt. Wir stehen ja wirklich noch am Anfang. Wir haben jetzt erstmal die teilnehmenden Einrichtungen gefunden, jetzt im Dezember wird unser offizieller Kick Off sein zum Projekt und dann gehen wir erstmal an die Messung des CO2-Fußabdruck. Alles, was wir aber in dem Projekt erarbeiten werden,

00:26:49: Handlungshilfen, Leitfäden und alles was wir da erstellen, werden wir unserer gesamten Mitgliedschaft oder auch generell der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen. Wir werden Best-Practice-Beispiele zeigen und da uns dann auch wirklich Nachahmer_innen Ameisen wünschen. Wir haben

00:27:04: geplant regionale Konferenzen durchzuführen, auch wieder um das Thema

00:27:10: dann auch wirklich in den Regionen anzubinden, dass wir da lokale Klimamanager_innen noch zu einladen und vielleicht auch.

00:27:18:  noch eine größere Vernetzung zu schaffen auch mit anderen Wohlfahrtsverbänden. Wir sind auch jetzt schon in engen Kontakt z.B. mit der AWO, die mit "Klimafreundlich pflegen" ein ähnliches

00:27:27: Projekt durchgeführt haben schon. Aber was du jetzt auch noch angesprochen hattest mit den politischen Forderungen, da sind wir ja

00:27:34: eigentlich seit 2009 sehr aktiv, dass wir einfach auch diese sozial-ökologische Wende fordern,

00:27:42: auch immer wieder fordern und alles ganz genau im Blick behalten, auch jetzt gerade wieder mit dem neuen ausgearbeiteten Koalitionsvertrag, dass wir uns den genau anschauen und dann auch wirklich auf den Prüfstand stellen und das dann auch öffentlich machen.

00:27:56: Also das machen wir wirklich parallel und dieses Projekt ist jetzt aber halt wirklich auch dafür da von unserer Seite aus zu sagen: Wir stellen nicht nur Forderungen

00:28:06: sondern wir gucken auch, welche Rolle spielt auch unserer Arbeit dabei und wie können wir wirklich nachhaltiges Verhalten bei uns und unseren

00:28:14: Mitgliedern dann auch wirklich fördern.

00:28:16: M: Ich finde du hast jetzt hier auch noch mal einen wichtigen Punkt eingebracht hinsichtlich der Transparenz. Du hast ja gesagt, die Ergebnisse werden transparent geteilt, da sind wir auch ein Stück weit im Thema

00:28:25: der Wissenschaftskommunikation, was ja auch im Koalitionsvertrag stärker verankert ist.

00:28:30: Was auch noch mal hier, glaube ich, auch im Zuge des Podcasts aber nochmal betont werden muss, wie wichtig es eigentlich ist, dass wir genau über dieses Thema eigentlich auch sprechen und häufig sprechen. Und

00:28:41: generell hört man ja immer diese Kritik " Ach hör mir auf mit dem Klimawandel", es gibt ja so unterschiedliche Meinungen dazu, die von

00:28:49: totalem Ablehnen zu sehr starkem Aktivismus reichen, da ist die Spannbreite sehr breit. Und für mich hat sich immer die Frage gestellt, ob

00:28:58: wir gerade auch bei dem Thema auch ein bisschen davon sprechen können, das es.

00:29:03: auch zu einer Art Generationenfrage gemacht werden kann, weil wir natürlich vor allen Dingen im Thema Klimaschutz

00:29:09: junge Menschen haben, die sich aktiv da auch investieren wollen. Das heißt: Ich habe immer das Gefühl, wir bewegen uns auch in einer komplett neuen Denkweise, das  jetzt anfängt mit eben diesen Kindern, Jugendlichen, die von der Schule dann

00:29:22: dieses Gedankengut heraustragen

00:29:24: und das dann auch weiterentwickelt wird. Und dass man hier eben diesen Konflikt dann auch hat vielleicht mit festgefahrenen Strukturen. Ich weiß nicht ob du, Yannick, das auch in deinem Buch auch noch mal so analysiert hast. Also diese Frage des öffentlichen Diskurses oder eben

00:29:39: der generationelle Blick auf das Thema Nachhaltigkeit und Klima.

00:29:43: Y: Ich würde gerne noch mal auf ein Stichwort eingehen kurz, bevor ich direkt darauf antworte, was du gerade gesagt hast. Stichwort Denkweise.

00:29:50: Ich glaube wir müssen uns schon klar machen, wenn wir den Klimawandel - ich hatte es ja eingangs auch erklärt - in der ganzen Dimension und in der Breite uns angucken, dass wir eine

00:29:57: neue Denkweise brauchen, eine neue Perspektive auf gesellschaftliches Leben, auf Gesellschaft, auf individuelle Lebensweisen. Also ich glaube,

00:30:05: das muss man schon mal betonen, dass der Klimawandel eben weil er so eine globale Problematik ist, eine Problematik ist , die teils irreversibel ist, die sehr lange anhält,

00:30:13: die eben generationenübergreifend thematisiert ist, dass es uns auffordert Gesellschaft und Lebensweise insbesondere im globalen Norden

00:30:20: komplett neu zu denken. Also das würde ich erst mal unterstreichen. Und da hat die Fridays for Future Bewegung sicherlich mit Nachdruck und auch da mit dem Schwerpunkt auf die Generationengerechtigkeit, aber die hatten auch noch ganz viele andere Themen Blick, auch Menschenrechte, auch die Ungleichheiten in die Überlebenschancen im Blick auf den globalen Süden, da haben sich sehr viele Themen, glaube ich, sehr gewinnbringend versammelt. Also das war, glaube ich, auch eine sehr große Leistung der Bewegung. Die Generationenfrage finde ich deshalb

00:30:43: spannend, weil

00:30:44: natürlich jetzt die jungen Menschen von heute die Generation sind, die sehr absehbar sehen, wie sehr sie vom Klimawandel betroffen sind. Also wenn wir mal die IPCC-Berichte uns anschauen, also vom Weltklimarat,

00:30:55: dann haben wir die Projektion bis 2040, 2050 inwieweit ist da die mittlere globale Temperatur gestiegen. Man kann das dann auch sehr gut für Deutschland projizieren, wir haben jetzt eine Erwärmung von etwa 1,5 Grad

00:31:07: , wenn man in Deutschland dann eine Erwärmung von 2 bis 2,5 Grad hat, die sich regional noch mal sehr unterschiedlich ausgewirkt.

00:31:13: Das ist natürlich ein Thema, was für junge Menschen Zukunftsfragen aufwirft, also wie wird es sein, wie wird das Leben im Sommer sein, wie es ist mit meiner Familienplanung, also wie kann ich das verantworten Kinder in die Welt zu setzen oder nicht? Ich glaube, das sind sehr dringende Fragen und ich

00:31:26: finde es auch notwendig, weil man muss einfach festhalten und glaube, dass da lässt sich auch nicht schön reden von älteren Generation, dass einfach 30 Jahre zum Klimaschutz verschlafen wurden.

00:31:36: Wir wissen schon deutlich länger, aber seit den 90er Jahren, Anfang der 90er mit dem Kyoto-Protokoll, wo das auch politisch formuliert ist,  wurden Vorgaben formulieren

00:31:44: und eigentlich hat man bis heute, bis zum Jahr 2021 viele Jahre verschenkt und eben nicht die notwendigen Maßnahmen ergriffen und damit -

00:31:52: und das sehe ich eigentlich als den Kern des Generationskonflikt - die ganze Verantwortung.

00:31:56: a) mit einem immer stärker werdende Klimawandel umzugehen und b) in dieser prekären Situation dann auch noch

00:32:02: radikalere Lösungen finden zu müssen. Für diese Lösung, die ja vor 30 Jahren nicht so radikal hätten sein müssen, man hätte das 1,5 Grad Ziel vor

00:32:11: 30 Jahren ganz einfach einhalten können, indem man moderate Wenden eingeleitet hätte und so hat man glaube ich den zukünftigen Generationen eine massive Bürde aufgeladen.

00:32:20: Und ich finde es absolut richtig, dass es als Generationenkonflikt mit entsprechenden Forderungen untermauert wird und politisiert wird und eben,

00:32:27: wo wir dann bei der Sozialen Arbeit wären, auch als soziales Konfliktfeld thematisiert wird.

00:32:32: JK: Da ist ja vielleicht die Entscheidung des Bundesverfassungsgericht in diesem Jahr vielleicht auch noch mal als bedeutsamer Meilenstein zu nennen, die eben den Freiheitsbegriff neu definiert haben und den

00:32:42: ja auch auf die Nachfolgegeneration eben erweitert habe in diesem Sinne. Von daher

00:32:47: können wir das vielleicht auch als einen Erfolg verbuchen, in dieser Hinsicht weiter unsere Lebensweisen zu ändern. Yannick? Bitte.

00:32:55: Y: Ja, da möchte ich nur darauf hinweisen - weil ich ja versucht habe auf die Menschenrechte Bezug für die Soziale Arbeit als Menschenrechtsprofession zu stärken - da möchte ich nur erinnern, bei den Menschenrechten der dritten Generation ist ja sowas wie Generationengerechtigkeit auch schon inkludiert,

00:33:07: also auch da hatte man schon einen Bezugspunkt zu sagen: "Okay, den künftigen Generationen wird auch eine gewisse Lebensgrundlage, eine gewisse gesunde Umwelt eingeräumt" und ich finde die haben da ganz viele Grundlagen.,

00:33:18: die auch schon deutlich früher hätten genutzt werden können, aber ich glaube, das Verfassungsgericht - und da gibt's ja mittlerweile viele Klimaklagen und auch viele die Recht bekommen haben -

00:33:26: das ist auch ein wesentlicher Meilenstein. Ich habe halt immer so das Gefühl, dass damit jetzt rückwirkend irgendwas bestätigt wird, was eigentlich schon sehr gut analysiert ist. Es geht halt wirklich darum

00:33:36: - und ich glaube deshalb ist Janinas Projekt bzw. das Projektes des Paritätischen auch so wertvoll und wichtig -  wirklich jetzt proaktiv in ein Handeln zu kommen und wirklich diese Veränderung in der Praxis einzuleiten. M: Janina, du hast ein Wort eingebracht bzw. zwei Worte über die wir gar nicht so gesprochen haben, und zwar den Carbonfootprint bzw. -

00:33:55: wie heißt das auf Deutsch? Ich muss da doch mal nachgeholfen bekommen. JY: CO2-Fußabdruck.

00:33:59: M: Ja, genau. Und dieser Begriff wurde von Marc Kaufmann, ein Journalist aus den USA, also der Carbonfootprint, ich benutze jetzt das englische Wort, der ökologische Fußabdruck als eine zwar erfolgreiche, aber täuschende PR-Kampagne beschrieben. Da durch diesen Fußabdruck

00:34:14: nach seiner Sicht diese großen Unternehmen,

00:34:18: die eigentlich auch sehr viel dafür verantwortlich sind, die Verantwortung auf die einzeln abwälzen, also im Prinzip dann den Appell an

00:34:26: die einzelne Individuen haben. Und mich würde jetzt hier auch interessieren, auch Janina, ob das jetzt auch ein Thema bei euch spielt in eurer Untersuchung? Wie du eigentlich dazu stehst?

00:34:36: JY: Das stimmt auf jeden Fall, dass sich dieser Trend beobachten

00:34:40: lässt. Einmal wirklich kleine Individuen zu sehr verantwortlich zu machen und auch da schnell so ein Shaming entsteht, so "jetzt bist du aber doch wieder geflogen" und dann manchmal, wenn man das dann aber wirklich ins Verhältnis zum großen Ganzen sieht und vor allem

00:34:55: sich dann noch mal anschaut, die großen Industrien, die halt verantwortlich sind für die Situation in der wir jetzt gerade stecken, dass man jetzt nicht sein kann: "Okay, wir können uns jetzt nicht dieses einzelne Individuum rausziehen und sagen du musst jetzt deinen CO2 Fußabdruck verkleinern, weil sonst sieht es schlecht aus mit unserer Zukunft."

00:35:11: Weil vor allem die großen Industrien sind die, die die großen Stellschrauben drehen müssen erst einmal. Ich denke und jetzt auch bei uns in dem Projekt,

00:35:19: das ist schon ein gutes Mittel, um sich erst einmal einen Überblick zu verschaffen, wo stehen wir heute

00:35:28: und was verbraucht überhaupt wie viel. Da es, glaube ich, auch  Bereiche gibt,

00:35:33: die unterschätzt werden oder deren Wirkung unterschätzt wird und eins davon ist z.B. das Thema Ernährung. Welchen Einfluss das hat. Wenn ich da jetzt wieder an unsere Einrichtungen denke,

00:35:42: da wo dann z.B. also auch Essen hergestellt,  eine eigene Küche gibt und mit einem heute immer noch sehr, sehr hohen Anteil an tierischen Produkten,

00:35:53: dass es dann normal ist, das dann die Bewohner in einer Pflegeeinrichtung zwischen  sechs Fleisch- oder sechs Wurstsorten auswählen dürfen. Da ist dann doch mal gut sich das anzugucken und zu sehen, wie ist

00:36:04: hier eigentlich der Fußabdruck und

00:36:07: hier können wir wirklich was bewirken, indem wir das reduzieren und auch wirklich mit einfachen Mitteln ohne, dass wir jetzt hier groß dass Verzichtthema ansprechen müssen. Also niemand muss jetzt

00:36:16: dazu gezwungen werden Vegetarier_in zu sein, aber daran jetzt - und das hatte ich ja gerade auch zu Beginn schon mal angesprochen -kann es aber nicht das einzige sein, wo wir dann nachher sagen, daran lässt sich jetzt der Erfolg so eines Projekts messen.

00:36:28:

00:36:28: Sondern der Erfolg zeigt sich eben nicht nur in CO2-Äquivalenten sondern auch wirklich daran, wie konnten wir das Thema festigen, wie konnten wir Bewusstsein erstmal für das Thema schaffen und andere Leute ja auch animieren,

00:36:42: das was sie können auch bei sich umzusetzen. Und ja, wie gesagt, dabei hilft es einmal zu sehen, wo lohnt es sich jetzt wirklich - also im Privaten

00:36:52: lohnt es sich mit Sicherheit auch die Ernährung umzustellen und

00:36:55: nicht überall hin zu fliegen, wenn es nicht unbedingt nötig ist - aber wenn ich dann jetzt doch den Stoffbeutel beim Einkaufen vergesse und dann gleich die und die Tüte nehmen oder so, dann muss ich mich nicht sofort richtig schlecht deswegen fühlen. Und das gleiche werden wir auch unseren Einrichtungen

00:37:10: erstmal mitgeben: Macht das, was ihr machen könnt. Und diese Zahlen sind da, die Co2-Äquivalente, aber die stehen jetzt auch nicht überall. JK: Du hast gesagt:

00:37:18: "Man muss sich jetzt nicht schlecht fühlen", aber sind wir nicht schon eigentlich an dem Punkt, wo

00:37:22: es vielleicht schon soweit ist, dass man sich schlecht fühlt wegen Dingen, die dann tatsächlich marginal sind, die tatsächlich im Verhältnis zu den großen Industrien, die als die großen CO2 Emitenten gelten,

00:37:34: dass wir da eigentlich versuchen müssen

00:37:37: Narrative zu entwickeln, die dem wieder entgegen stehen. Also diese Individualisierung dieser Verantwortung zu dieser Wende beizutragen, würdest

00:37:45:  du sagen, dass da schon so eine Unverhältnismäßigkeit entstanden ist? Oder wie siehst du das?

00:37:50: JY: Ich denke schon. Ich denke, es ist teilweise unverhältnismäßig. Ich würde alle Menschen immer wieder auch darin bestärken wirklich Druck auszuüben auf die Politik, denn es ist deren Verantwortung. Also zweierlei:

00:38:02: Einmal wirklich sich an die Großen zu wenden, die wirklich viel CO2 ausstoßen und da einfach Regularien finden, dass das aufhört und dann aber auch gleichzeitig den Individuen das erstmal ermöglichen, dass es einen leichten Weg

00:38:17:  möglichst klimaneutral zu leben. Also warum ist es immer noch so, dass

00:38:22: eine Hafermilch im Supermarkt oder veganer Frischkäse das Doppelte kostet als eine Kuhmilch z.B.. JK: Und nicht so genannt werden darf! JY: Und nicht so genannt werden darf, genau. Oder jetzt auch, wenn ich wieder das auch in unserem Bereich zurückhole, natürlich kann ich jetzt in einer Einrichtung sagen: "Bitte lasst euer Fahrzeug stehen, nehmt die öffentlichen Verkehrsmittel, kommt mit dem Fahrrad" und dann muss ich mir aber anschauen,

00:38:47: Pflege z.b., die schläft nicht, die Dienste beginnen sehr, sehr früh morgens und wenn um die Uhrzeit noch kein Bus fährt , vor allem in ländlichen Regionen, dann

00:38:55: muss es am Ende nun mal das Auto sein und da darf sich jetzt keine Pflegekraft schlecht deswegen fühlen, weil sie mit dem Auto zur Arbeit fahren, sondern die Rahmenbedingungen stimmen nicht. Und da muss

00:39:05: dringend was gemacht werden. M: Das ist ja auch das, was du ja eigentlich gesagt hast, dass die Maßnahmen einfach angepasst werden müssen und es muss ja auch realistisch sein und das ist ja jetzt  ein sehr konkretes Beispiel, dass du genannt hast. Das ist natürlich ein Riesenunterschied.

00:39:18: Ich sag jetzt, wenn ich hier innerhalb von Köln, was ich tatsächlich auch mache, mit dem Cruiser, mit dem Fahrrad durch die Gegend fahre

00:39:25: anstatt mit dem Auto, das hat auch praktische Gründe, weil man kommt nicht in den Stau innerhalb von Köln, das ist hier nämlich teilweise sehr schrecklich, wir besitzen auch kein Auto. Aber das ist in anderen

00:39:35: Einrichtungen einfach überhaupt nicht die Realität  und auch in dem Sinne nicht angebracht wäre solchen Maßnahmen durchzusetzen. Aber hier auch wieder, die Rahmenbedingungen stimmen nicht, das heißt wir müssen hier auch noch mal größer denken und

00:39:45: hier ist schließlich so ein bisschen der Kreis und ich habe das Gefühl, dass wir immer wieder zum gleichen Problem kommen, dass man sich eigentlich dieser Faktoren bewusst ist, aber es dann auch schwierig ist, die wirklich umzusetzen. Ich weiß nicht, Yannick,

00:39:57:  hast du da irgendwie Lösungsansätze,

00:40:01: was hier jetzt zu machen ist und gerade auch hinsichtlich dieser Beispiele, die jetzt Janina da auch genannt hat? Also was ist denn da da der richtige Weg?

00:40:09: Y: Also ich würde erst mal gern die Narrative noch ein bisschen verbreitern, also ich fand diesen Impuls zum Carbonfootprint sehr wichtig.

00:40:16: , weil das ist einfach wirklich eine Tendenz, die man im gesamten Klimanachhaltigkeitsdiskurs betrachten kann, auch schon deutlich früher als jetzt z.B. mit der Einführung des Carbonfootprint, gab es

00:40:24: schon in den 70er z.B. bei der Konferenz in Tiflis eine Verschiebung von einer  Perspektive gerichtet auf gesellschaftliche

00:40:32: Strukturen, auf Großkonzerne hin zu Bildungsprogramm und hin zu individualisierten Lösungen. Also ich glaube da müssen wir ganz genau hinschauen und

00:40:38: müssen auch konstatieren, glaube ich, dass wir alle auch hier in der Runde tendenziell schon viel individualisierter denken als es eigentlich angebracht wäre, insbesondere in Bezug auf den Klimawandel. Als ich glaube, dieser Rückbezug und

00:40:49: die Adressierung gesellschaftlicher Strukturen größerer Unternehmen, die müssen uns immer wieder klar machen. Und da würde ich schon noch mal

00:40:55: vielleicht ein bisschen in Abgrenzung zu Janina sagen: "Ja, der soziale Bereich und der Gesundheitsbereich, der hat auch seine Abdrücke, aber der Energiesektor und der Industriesektor, das sind auch, wenn wir uns alle

00:41:05: klimawissenschaftlichen Forschungen angucken, das sind die großen Emittenten. Also allein der Energiesektor

00:41:11: mit der Verbrennung fossiler Energieträger, die natürlich Energie auch für den Gesundheitsbereich zur Verfügung stellen , aber das

00:41:17: ist sozusagen die Hauptquelle, die man viel früher und intensiver hätte angehen müssen. Von daher glaube ich; ist es auch wirklich nicht überraschend; dass eben ein Konzern wie BP dann eben eine Kampagne zu dem Carbonfootprint organisiert, finanziert, um da eben aus der Schussrichtung zu kommen. Also ich glaube dieser Fokus

00:41:31:  ist immer sehr, sehr wichtig. Unter anderem deshalb hatte ich auch in meinem Buch mit Bezug auf den Klimawandel Konflikte auch die Klimagerechtigkeitbewegung stark gemacht, auch in Deutschland, die

00:41:40: hier, glaube ich, doch einen anderen Weg aufgezeigt hat. Also die Klimagerechtigkeitbewegung Deutschland, die hatte so zwei Arme, der erste Arm hat sich darauf konzentriert

00:41:49: strukturelle Veränderung in Großstädten in Deutschland auf deN Weg zu bringen, also z.B. die Rekommunalisierung des Stromnetzes, anderes bezahlbares Wohnen und z.B. auch die kostenfreie Erweiterung und die Schaffung von kostenfreien Angeboten im öffentlichen Nahverkehr. Also

00:42:04: das waren, glaube ich, sehr wichtige Initiativen, die eben im regionalen Raum, aber doch eben auf der strukturellen Ebene angesetzt haben und gesagt haben: "Okay, dann wir das Stromnetz rekommunalisieren, dann können wir das erstens fair gestalten, könnten solche Dinge wie Energiearmut verhindern und können gleichzeitig eben uns auch dafür einsetzen,

00:42:21: dass die Zentrale enerubare Energielösung geschaffen werden. Der zweite Arm der deutschen Klimagerechtigkeitsbewegung  hat und das ,glaube ich, kann man nicht oft genug hervorheben, hat direkt den Konflikt gesucht und hat z.B. über das Forum "Ende Gelände"

00:42:34: direkt protestiert in der Lausitz in Nordrhein-Westfalen, es gab Klimacamps da vor Ort,

00:42:39: da haben sie es zumindest geschafft durch Aktionen des massenhaften zivilen Ungehorsams diese Maschinerie des Fossilismus - wenn man da einmal im Rheinland oder in der Lausitz war,

00:42:48: das bleibt einem immer in Erinnerung - das zumindest für 24, 48 Stunden zu stoppen

00:42:54: und damit auch über die Berichterstattung dazu den Konflikt, um den Kohleausstieg deutlich nach vorne zu ziehen. Also ohne die Klimagerechtigkeitsbewegung hättem

00:43:03: wir jetzt nie über einen Kohleausstieg so früh verhandelt, auch wenn der mit 2038 immer noch viel zu spät ist.

00:43:09: Aber das mal so als eine Inspiration für die Soziale Arbeit und da bin ich auch durchaus

00:43:13: weiterhin auf der Forderung und sage: "Daran müssten wir uns schon ein Stück weit ein Beispiel nehmen." Und z.B . Sabine Stövesand hat für die soziale Arbeit auch rekonstruiert, dass soziale Bewegungen immer wieder die Soziale Arbeit bereichert haben, dass es da immer einen intensiven Austausch gab.

00:43:27: Und da würde ich auch die Soziale Arbeit

00:43:29: mit ihrem Verbänden, mit ihren Trägern, mit ihren Fachkräften auffordern immer wieder den Bezug zu der Klimagerechtigkeitbewegung zu suchen. Und wie ich das Projekt jetzt "Klimaschutz stärken in der Sozialen Arbeit" einordnen würde, ich würde Janina vollkommen zustimmen,

00:43:43: das ist ein Ansatz, es ist auch wichtig Bewusstsein zu schaffen, es ist auch wichtig, das zu etablieren erstmal. Ja, das Thema ist weiterhin ein Randthema, also wenn das gesetzt wird bei so einem großen Verband wie den Paritätischen, dann ist es glaube ich schon ein großer Gewinn.

00:43:55: Aber, würde ich sagen, es darf nur ein Ausgangspunkt sein, um strukturelle Veränderung zu fordern. Also zu sagen: "Die setzen das hier um, was machen die anderen Sektoren? Wie sind die aufgestellt?"

00:44:05: und die Expertise dann weiterzugeben. Und eben

00:44:07: auch so Dinge, wie Janina gesagt hat mit dem Essen z.B., das eben nicht individualisiert zu thematisieren sondern zu sagen, wenn wir die Strukturen in unserer Einrichtung ändern

00:44:16: , dann unterstützen wir die Strukturen, die auch schon klimagerechter denken, also z.B. die Agrarwende

00:44:22: oder in Bezug auf Fleisch, eben nicht zu sagen: "Wir fördern fleischärmere Ernährung, sondern wir entziehen sozusagen den Strukturen z.b. der Massentierhaltung gewisse finanzielle Aspekte, die Unterstützung. Und das mit zu thematisieren, also das als Narrativ aufzuziehen, zu sagen: "Wir verändern das,

00:44:35: UM die Agrarwende zu fördern. Wir machen das, UM sowas wie Massentierhaltung, was weder tierethisch, noch im Zuge von Klimagerechtigkeit vertretbar ist, sozusagen denen

00:44:44:  die Unterstützung zu entziehen." Das fände ich ein sehr gelungenes Narrativ und das wäre jetzt in Verbindung auf das, was die letzten Minuten diskutiert wurde, erstmal meine Synopse.

00:44:53: JY: Yannick, ich stimme dir da auf jeden Fall zu. Auch nochmal mit Hinblick dadrauf, das wir nicht die großen Emittenten sind,

00:45:01: jetzt auch gerade noch mal im Vergleich zum Industriesektor. Und wir haben da dann wirklich auch eher die Rolle zu sagen, "Okay, wir gehen auch auf eine Art mit guten Beispiel jetzt hier vorran" und da auch wirklich

00:45:13: diese Schnittstelle zur Gesellschaft, die wir nutzen wollen und auch den Bildungsauftrag auf eine Art. Das geht vielleicht auch so ein bisschen in die Richtung

00:45:20: , ohne das auf die einzelne Person in der abwälzen zu wollen, aber das ja auch oft tatsächlich das Denken vorher, also im Großen auch: "Ja, wenn die anderen nichts machen, warum sollen wir dann was machen?" Also was ja auch oft ist, wenn es jetzt darum geht, okay, wenn das jetzt

00:45:34: in China nicht umgestellt wird alles und China da die Klimapolitik nicht ändert oder überhaupt erst mal das einsieht, warum sollten wir das in Deutschland machen. Also es ist so, jeder muss seinen Beitrag leisten, wenn er denn kann.

00:45:45: Und was bei uns halt aber noch wichtig ist, deswegen möchte ich das hier noch mal betonen,

00:45:51: dass wir Strukturen vorgeben für Leistungsempfänger_innen unserer Arbeit.

00:45:58: Also wenn wir z.B. einen Pflegeplatz haben oder einen Pflegeplatz anbieten, dann bestimmen wir für die Person die zu pflegende Person

00:46:07: deren CO2-Fußabdruck auf eine Art mit. Also die Person, selbst wenn sie das möchte, wenn sie sich

00:46:12: bewusster ernähren möchte und so weiter und sofort, hat das mit dem Moment nicht mehr in der Hand sondern gibt es an uns ab. Und das kann wirklich zu einer blöden Situation von Bewohner_innen in Unterkünften werden, deswegen sind wir auch da in der Verantwortung, denen da auch das Bestmögliche zu bieten, einfach die bestmöglichen Strukturen

00:46:29: zu schaffen für die Bewohner_innen dort.

00:46:32: JK: Ich glaube es bleibt halt immer ein Zusammenspiel aus individuellen Verhaltensweisen zu großen strukturellen Lebensweisen,

00:46:39: vielleicht auch nochmal, um diese beiden Begriffe als unterschiedliche Pole gegenüberzustellen. Ich glaube es ist immer ein

00:46:45: Aushandeln, ein gesellschaftliches Balancieren dieser Dingee und der Versuch das Ganze immer wieder in die - ganz bewusst in Anführungsstrichen - "richtige" Richtung zu schieben,

00:46:54: um letztendlich - ich greif den Begriff von dir mal auf, Yannick - die Maschinerie des Fossilismus - fand ich eben einen ganz schönen Begriff - einfach auch Stück weit zu überwinden. Denn klar ist  ja auch: Auf einem Planet mit endlichen Ressourcen kann es kein unendliches Wachstum geben. Das ist ja das, was auch immer wieder von den Menschen, die sich im Klimaaktivismus engagieren ja auch immer wieder vorgebracht wird

00:47:13: und auch sehr einleuchtend ist. Aber es braucht eben seine Zeit bis es in den Köpfen der Menschen ankommt, also  wenn ich nur mal.-

00:47:20: das ist jetzt sicherlich eine anekdotische Evidenz - aber Freunde von mir, die auf dem Land wohnen da ist noch der Tenor "Die nehmen uns das Fleisch weg", das ist natürlich vielleicht diese Unterkomplexität, Yannick, von der

00:47:29:  du ganz zu Beginn gesprochen hast. Und vielleicht noch mal ein beide gerichtet die Frage: Inwieweit muss ich denn auch

00:47:36: unterkomplex werden, denn das Thema Klima und allem mit seinen Zusammenhängen, die wir jetzt ja schon angeschnitten aufgedröselt haben, ist natürlich ein komplexes Thema, was nicht für jeden und jede zu begreifen ist und auch nicht jeder begreifen muss. Also wo muss man vielleicht

00:47:49: bewusst unterkomplex werden und einfache Botschaften vermitteln können und wo ist vielleicht die Komplexität notwendig, um es eben nicht zu polemisch werden zu lassen?

00:47:58: JY: Ich würde vielleicht mal anfangen, weil Yannick wird auf jeden Fall komplexer und ich denke, ja klar, auch gerade in diesem Forschungsbereich ist es wirklich wichtig sich das

00:48:08: alles bis ins kleinste Detail anzuschauen. Ich denke jetzt für unser Projekt ist es besonders wichtig, dass wir

00:48:16: nicht nur zu dem Thema aufklären und sensibilisieren und das jetzt aber nicht mit irgendwelchen Schreckensszenarien sondern halt auch uns wirklich anzuschauen, welche Vorteile

00:48:28: bringt das denn jetzt auch den Einrichtungen mit, wenn sie sagen "Okay, wir gehen das Thema Klimaschutz jetzt bei uns an." Und auch für.

00:48:37: z.B.. die Bewohner_innen, wenn es jetzt eine Einrichtung ist,

00:48:41: also da zu sagen: "Wir nehmen euch jetzt hier nichts weg", z.B. wieder beim Thema Ernährung sondern

00:48:47: wir verändern auch einfach mal das Angebot. Also das ist ja auch diese enge Verknüpfung von Klimaschutzmaßnahmen und Gesundheit, wir leisten einen Beitrag zur Gesundheit, wenn

00:48:56: eine Einrichtung deN Mitarbeiter_innen E-Bikes zur Verfügung stellt, dann tut denen das ja auch wiederum gut und es tut der Umwelt was Gutes. Oder wenn in einer Einrichtung z.B. darauf geachtet wird, das weniger Essen weggeschmissen wird,

00:49:09: dann kann die Einrichtung auch wieder Geld einsparen und dann schauen, wie investieren sie das jetzt wiederum,

00:49:16: können sie auf regionales Bio-Essen umstellen, was auch wieder gut für die Gesundheit ist oder können wir sagen: "Hey, dafür lassen wir dann dieses Jahr die Weihnachtsfeier etwas größer ausfallen für die Bewohner_innen", dass es dann halt auch wieder zurück fließt. Also da auch so ein bisschen zu gucken

00:49:31: Nicht nur "das müssen wir jetzt machen und das ist dieser Verzichtsgedanke sondern halt auch einfach noch mal mitnehmen und betonen,

00:49:39: was können wir Gutes daraus ziehen und was wir dann auch schon unmittelbar alle zu

00:49:44: spüren bekommen. Y: Ich glaube erstmal die Aufgabe von Wissenschaft ist es erstmal Dinge ein bisschen komplizierter zu machen und manchmal die Kamera an manchen Stellen eben aufzuziehen, um vielleicht auf Perspektiven hinzuweisen, die.

00:49:56: noch mal eine andere Richtung geben können oder nochmal einen Anstoß eben können, die dann auch in Projekten eine Rolle spielen oder vielleicht auch eben mitgedacht werden kann.

00:50:02: Wenn man das ein bisschen bündeln würde, dann würde ich sagen: Auf gesellschaftlicher Ebene, glaube ich, haben wir gerade zwei große Bereiche, das ist einmal eben die Umstellung auf dezentrale, erneuerbare Energieversorgung,

00:50:12: was ich mitgeben würde. Und das zweite wäre so generell die Wachstumsfrage, also auch das, was Jens ja schon sehr anschaulich beschrieben hat, auf einem endlichen Planeten kann es kein unendliches Wachstum geben.

00:50:21: Da ist meine anekdotische Evidenz auf jeden Fall so, dass es schon sehr vielen Leuten einleuchtet und vielleicht auch klar ist, dass Deutschland als frühindustrialisiertes Land da vielleicht auch schon den

00:50:31: endlichen Planeten etwas überstrapaziert hat. Also das ist schon sowas, wo, glaube ich, viele Leute mitgehen können.

00:50:37: Mit Bezug auf den Klimawandel eben der Fokus auf erneuerbare Energien und da würde ich eben, wenn ich jemand aus dem ländlichen Raum treffe, da eben sagen,

00:50:44: dass die ja jetzt von der zentralisierten Versorgung ja auch gar nicht profitieren. Also ich glaube für viele, gerade im ländlichen Raum, wo es ja zu vielen Konflikten kommt, wie weit stehen die Windräder von dem Dorf weg oder nicht, könnte man glaube ich über partizipative Lösung, wo sich die

00:50:57: Bevölkerung a) sich mitbeteiligt,

00:51:00: also wirklich auch den Ort selbst mitgestaltet, die Entscheidung mittrifft und das nicht übergestülpt bekomment. Plus dann eben auch symbolisch als auch finanziell davon profitiert, weil die Gemeinde einen Beitrag leistet zu der dezentralen Energiewende.

00:51:12: So und das sind Konzepte, wo, glaube ich, die soziale Arbeit auch gut ein Wort mitreden kann, weil das z.B. bei Ingenieuren oder bei anderen Professionen immer unterbelichtet bleibt und da eben wir genau die Konflikte haben, die werd's auch erleben. Da wo das Gefühl ist, uns wird was übergestülpt oder so,

00:51:26: Ich glaube, das müsste man viel besser moderieren, kommunizieren und ich glaube da kann die soziale Arbeit sehr viel Expertise anbieten.

00:51:33: Auf der individuellen Ebene, um das noch mal aufzugreifen, bin ich auch gar nicht der Freund jetzt zu sagen: "Man muss es zu komplex machen." Also ich vermittel immer, dass es so vier Big Points gibt in Bezug auf Klimagerechtigkeit, wo man achten könnte, wo man auch in Einrichtungen achten könnte. Das ist natürlich einmal das große Thema Mobilität.

00:51:49: Also Autos,  gerade Verbrenner, auch wenn sicherlich die E-Mobilität auch noch ihre Nachteile hat, aber die Idee das über Fahrrad, über öffentlichen Nahverkehr irgendwie auszugleichen finde ich sehr wichtig.

00:52:00: Fliegen ist natürlich ein Big Point, das muss man sagen und dann eben bei Ernährung mit den typischen Produkten, das find ich auch sehr wichtig hinzuschauen und beim Konsum zu gucken,

00:52:09: in welcher Konsumkultur man da vielleicht selber ist und ob es vielleicht auch nicht ein bisschen stressfreier wäre, wenn man nicht seine ständig Fast Fashion betreibt oder nach dem neuesten iPhone schaut.

00:52:19: Was ich da aber auch immer anbringen würde - und da kann ich Janina nur zustimmen - ist auf jeden Fall zu betonen, was es an Vorteilen mit sich bringen würde und das ist glaube ich auch der Narrativ den Postwachstumsansätze bedienen.

00:52:27: Die Glücksforschung hat z.B. deutlich herausgestellt; dass ab einem gewissen Einkommen z.B.

00:52:34: auch das Glücksniveau gar nicht mehr so richtig steigt, das ist dann immer nur noch davon abhängig, dass andere mehr haben und man selber denkt man hat weniger, aber im globalen Vergleich ist man schon wahnsinnig reich eigentlich.

00:52:43: Also ich finde das ist ein sehr wichtiger Ansatz und da eben auch darauf zu kommen, wie vielleicht eine Entschleunigung, also auch eine Art von Zeitwohlstand, was glaube ich auch für nicht wenige Fachkräfte Soziale Arbeit eine Rolle spielt, "Ich

00:52:57:  habe das Gefühl, ich habe die ganze Zeit Stress, ich muss Familie und Beruf unter einen Hut bringen. Ich muss mich um die und die Sachen kümmern." Also da eine Perspektive von Entschleunigung, glaube ich, könnte für viele ein Gewinn an Wohlbefinden, an Gesundheit sein.

00:53:08: Wie Janina das richtig sagt, wenn die Mobilität über das Fahrradfahren z.B. gestaltet wird, was dann.

00:53:13: Ineinander greift mit Strukturen die Fahrradfahrern sicher ermöglicht in der Stadt z.b. über Radwege, über Fahrradschnellstraßen,

00:53:20: dann, glaube ich, wäre das auch ein sehr attraktives Angebot für die Menschen.

00:53:23: Und noch so ein Punkt, der immer aufploppt, ist, dass ich auch das Gefühl habe jetzt eben auch eher so aus einem Alltags empfinden, das nicht nachhaltige, nicht klimagerechte Lebensziele einfach irgendwo einen finanziellen Aufwand bedeuten. Ich habe den Eindruck,

00:53:37: viele Leute arbeiten als Doppelhaushalt, arbeiten, um ein hohes Nettoeinkommen zu bekommen, um sich die größere Wohnung leisten zu können, um sich

00:53:45: das schnellere Auto oder zwei Autos leisten zu können. Und ich glaube, das ist auch ein Lebensstil, der sehr viele Opfer fordert und ich glaube wir verzichten da auch auf der anderen Seite

00:53:54: auch auf ganz viel andere Sachen, wie z.B. Gesundheit, Zeit für persönliche Entwicklung, Zeit für Freundschaften, Zeit vielleicht auch für Reflektion über den Sinn des Lebens.

00:54:03: Und da wäre meine Perspektive auch zu sagen: "

00:54:05: , jetzt nicht bevormundend oder so, aber es durchaus einbringen und sagen: Auf was verzichten wir mit unseren prosperierenden Lebensstilen aktuell und was könnte uns ein klimagerechter Lebensstil, auch eine klimagerechtere Gesellschaft Glücksperspektiven eröffnen und ich glaube da gibt's ne ganze Menge.

00:54:21: JK: Vielen Dank für die Einsicht auf jeden Fall, das mal von der Seite zu betrachten, finde ich eine sehr lohnenswerten Gedanken. M: Absolut, ich merke auch gerade, dass ich sehr nachdenklich geworden bin, auch.

00:54:31: hinsichtlich des Glücksempfindens.Was vielleicht auch.

00:54:35: all das, was man von Außen herangetragen hat, eigentlich mit einem selbst dann auch macht oder was man dann als erstrebenswert erachtet.

00:54:42: Also wir haben jetzt ja heute auch hinsichtlich Klimaschutz oder auch Klimagerechtigkeit eben die unterschiedlichen Verantwortlichkeiten durchleuchtet oder Betroffenheiten.

00:54:52: Und Yannick hat hier auch noch mal ganz bewusst, und  auch Janina hier mit ihrem Beispiel, auch die Wichtigkeit von Partizipationsmöglichkeiten dargelegt und hier eben auch noch mal der Appel, welchen wichtigen Beitrag hier die Soziale Arbeit auch leisten kann hinsichtlich

00:55:08: und gerade auch bei ich, sag jetzt mal, multiperspektivischen Projekten,

00:55:12: die sozial-ökologische Transformation angeht, dass man hier eben die Soziale Arbeit auch mit ins Boot holt, weil sie eben diese Ebene auch gut

00:55:20: da mit einfließen lassen können. Und das fand ich jetzt so für mich auch eine sehr wichtige Quintessenz und auch natürlich der Gedanke der Abkehr der wachstumsorientierten Logik, die wir hier in

00:55:32: Europa auch unter anderem verfolgen.

00:55:34: Ich würde jetzt tatsächlich noch mal zum Menschen selbst kommen, da wir in unserem Podcast immer die Frage nach dem Lieblingsmenschen durchleuchten und diese Frage würden wir euch auch gerne stellen, ob es in eurem Leben einen Menschen gab, der

00:55:50: euch geprägt hat, das kann ein fiktiver Mensch sein oder eine Person der Forschungen, egal was,

00:55:57: der euch im Laufe eures Lebens begleitet hat oder den ihr hier vielleicht auch passend findet. Das muss nicht unbedingt zum Thema der heutigen Folge passen.

00:56:05: JY: Bei mir ist das tatsächlich keine Person des öffentlichen Lebens; sondern eine Person aus meinem privaten Umfeld; passt aber wirklich damit auch sehr gut zu all diesen Themen über die wir heute gesprochen haben.

00:56:17: Ich bin im Ruhrgebiet aufgewachsen, im Ruhrpott, und halt auch schon von klein auf ja irgendwie mit diesem

00:56:24: Konflikt, diesen inneren Konflikten, in denen wir da auch im Ruhrpott so ein bisschen stecken. Also auf der einen Seite so ein bisschen

00:56:30: fast so wie ein Stolz, die alte Kohlenzechenkultur und fast schon nostalgisch. Und dann war es bei mir auch teilweise echt erst viel später, dass ich begriffen habe, was für ein Wahnsinn das eigentlich schon war und dann

00:56:42: áls ich das erste Mal in Garzweiler mir das angeschaut hat, wie Braunkohle abgebaut mir dachte: "Okay, hier läuft tatsächlich was ganz entscheiden schief."

00:56:50: Also ich hatte aber eine Person in meinem näheren Umfeld und zwar ist das meine Tante Karla,

00:56:55: die teilweise auch bei uns gewohnt hat und die war sehr aktiv auch in der Anti-Atomkraft-Bewegung und hat halt einfach

00:57:04: für mich einfach auch noch mal so einen anderen Lebensstil vorgelebt. Hat sich immer sehr ökologisch, nachhaltig ernährt und das schon lange bevor es die

00:57:13: ganzen großen Biomarktketten überhaupt gab. Hat mir meinen ersten Backpack gekauft und mir so ein bisschen gezeigt, da draußen ist auch noch eine andere Welt.

00:57:24: Ja in der Hinsicht wirklich, in jungen Jahren schon sehr viele Perspektiven eröffnet, was das Thema

00:57:30: Nachhaltigkeit angeht, Aktivismus angeht. Ja und halt einfach auch

00:57:35: diese Welt gezeigt, die es da draußen auch noch gibt, deswegen ist sie für mich eine wichtige Personen und ich kann nur

00:57:41: - Shoutout an alle Eltern, ich bin selbst Mutter von zwei Kleinkindern - es ist total wichtig da für die Kinder noch jemanden im nahen Umfeld zu haben,

00:57:50: der oder die vielleicht auch noch mal andere Perspektiven eröffnet, als vielleicht man selbst als Eltern oder die eigenen Eltern tun können.

00:57:57: JK: Super, vielen Dank. Yannick, bitte: Y: Ich glaube ich habe privat das Glück viele Lieblingsmenschen an meiner Seite zu wissen, das hängt auch mit dem zusammen, was ich gerade

00:58:07: mit Perspektive auf das Glück auch versucht habe zu erläutern. Also ich finde das schon sehr bewundernswert und bin auch sehr dankbar dafür, dass ich mit vielen Leuten eben einfach zum Kochen treffen kann oder auf einen Spaziergang treffen kann,

00:58:18: mich irgendwie zwei Stunden lebendig austauschen kann, man sich aneinander erfreut

00:58:22: und auch so einen gewissen Seelenfrieden und so ein gewisses Seelenglück teilt. Also das finde ich ganz wertvoll, da könnt ich jetzt auch niemanden herausgreifen, da würde ich allen anderen Unrecht tun. Für den Kontext dieser Folge fällt mir das ein bisschen leichter mit Bezug auf Klimawandel, Soziale Arbeit und Nachhaltigkeit,

00:58:37: da würde ich sagen, ist mein absoluter Lieblingsmensch Johannes Ferch. Er ist Professor an der ASH Berlin zum Schwerpunkt Bildung für nachhaltige Entwicklung und hat mich mit seinen Seminaren und mit seinen Publikationen einfach sehr geprägt. Also ich hatte das Glück ihn als Student erleben zu dürfen und

00:58:50: mittlerweile arbeite ich mit ihm zusammen in Seminaren und er hat eben gerade diese strukturalistische Perspektive stark gemacht und hat mich damit auch sehr geprägt, weil ich erstmal den individualistischen Blick hatte und

00:59:00: hat mich dann darauf hingewiesen, dass, um den Klimawandel wirklich zu bewältigen aus der Sozialen Arbeit heraus, wir

00:59:06: den Blick eben immer wieder auf die Strukturen richten müssen, immer wieder die Strukturen fokussieren müssen und ich finde er hat da für den Gesamtkontext und auf für mein Denken einen sehr wertvollen Beitrag geleistet.

00:59:16: Und dafür bin ich ihm zutiefst dankbar. JK: Ja lieber Jannik, liebe Janina, vielen Dank für diese schönen Ausführungen. Alle Informationen zu

00:59:24: den Dingen, die wir heute besprochen haben, findet ihr natürlich wie immer in der Infobox.

00:59:29: Und ja, ich fand es ein super spannendes Gespräch heute mit euch beiden. Einmal - um bei dieser Kameraanalogie vielleicht noch mal zu bleiben - das heranzoomen in Janinas Projekt und wirklich ganz konkret mal zu wissen, was gibt's da für

00:59:41: Maßnahmen, die da angedacht sind, umgesetzt werden. Und dann dieses Herauszoomen, die Totale, die Jannik immer mal wieder aufgemacht hat, wo sich eben diese verschiedenen Handlungsfelder berühren auch und das große Ganze im Blick zu nehmen. Also ich

00:59:54: für meinen Teil bin auf jeden Fall hier schlauer rausgegangen aus dieser ganzen Geschichte und hoffe auch ihr da draußen, liebe Hörer_innen. Marina, wie sieht's bei dir aus?

01:00:02: M: Ja, ich teile da absolut deine Meinung, kann das aber, glaube ich, jetzt nicht ganz so schön zusammenfassen wie du, daher würde ich das so einfach mal stehen lassen. Ich gehe jetzt auf jeden Fall mit mehr

01:00:12: Gedanken nach Hause bzw.bleibe hier im Büro und möchte mich auch bei euch beiden bedanken, dass ihr

01:00:19: bei uns ward und bin mir sicher, dass unsere Hörer_innen das ein oder andere nachlesen werden. Also wie gesagt, alle

01:00:27: Informationen zum Projekt von Janina oder zur Publikation von

01:00:31: Yannick findet ihr in der Beschreibung. Und unsere nächste Erfolge erscheint dann im neuen Jahr 2022, ich hoffe, dass es ein Jahr sein wird, dass uns allen

01:00:44: mehr Glück bereiten wird. Wir werden am 10. Januar zum Thema

01:00:50: "Klimagerechtigkeit auf eine globale Perspektive" sprechen; also wir bleiben beim Thema der Nachhaltigkeit; beim Thema Klimaschutz.

01:00:57: Genau und wie ihr wisst, alle Informationen von uns findet ihr unter anderem

01:01:03: bei unserer Instagramseite Transfernetzwerk.s_inn

01:01:08: und da könnt ihr uns gerne abonnieren, uns ein Like da lassen. Dasselbe macht ihr natürlich auch gerne, wenn ihr unserem Podcast hört und für Anregungen oder Themenwünsche schreibt uns doch einfach eine

01:01:20: E-Mail ganz oldschool unter sinnzeit@

01:01:25: katho-nrw.de, auch das findet ihr auch noch mal in der Beschreibung. Ich Ende jetzt erstmal nicht mit unserem Spruch, sondern wünsche allen da draußen eine frohe Weihnachtszeit,

01:01:36: eine besinnliche Zeit, eine entspannte Zeit und einen guten Rutsch in das neue Jahr 2022.

01:01:43: JK: Und ja, dann bleibt mir noch zu sagen. Bis dahin und quasi bis zum neuen Jahr:

01:01:48: Nutzt eure Zeit s_innvoll! Und ja, Yannick, Janina vielen Dank, dass ihr da ward und ich sage Tschüß an alle da draußen, Tschüß und euch beide.

01:01:57: M: Tschüß! JY: Tschüß, danke schön. Y: Tschüß!

01:02:00: Music.

Über diesen Podcast

Soziale Ungerechtigkeit, spannende Konzepte aus der Wissenschaft und innovative Lösungsansätze für soziale Herausforderungen – all das behandelt s_innzeit, der Wissenschaftspodcast von s_inn!

https://www.s-inn.net
sinnzeit@katho-nrw.de

von und mit Marina-Rafaela Buch, Jens Koller, Sinem Malgac, Stephan Post, Ariadne Sondermann, Lisa Koopmann

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