s_innzeit - der Wissenschaftspodcast zur Sozialen Arbeit

s_innzeit - der Wissenschaftspodcast zur Sozialen Arbeit

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00:00:12: Marina (M): Halle an alle an den Endgeräten. Willkommen zu einer neuen Folge von s_innzeit, der Wissenschaftspodcast vom Transfernetzwerk Soziale Innovation. Mein Name ist Marina und ich sitze hier wie gewohnt digital mit meinem Mitmoderator Jens zusammen. Hallo lieber Jens. Unser heutiges Thema lautet: "Dauerhaft relevant - Engagieren mit System!" Lieber Jens, warum macht dieser Folge heute s_inn?

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00:00:36: Jens (J): Ja Marina, gerade in Zeiten der Coronapandemie werden Schieflagen, die es in unserer Gesellschaft ja durchaus auch schon länger gibt, wie durch ein Brennglas sichtbarer und gleichzeitig auch oftmals verschärft, insbesondere die Sozialberufe werden als systemrelevant bezeichnet und sind gesellschaftlich anerkannt. Demgegenüber stehen jedoch strukturelle Missstände wie z.B. schlechte Bezahlung, prekäre Arbeitsverhältnisse mit befristeten Verträgen oder Überforderungssituationen mit beispielsweise zu niedrigen Personalschlüsseln. Das Erkennen dieser Umstände ist der erste Schritt, aber wie geht's dann weiter? Wie können wir uns dafür einsetzen, die Bedingungen für benachteiligte Berufsgruppen zu verbessern? Hier gibt es sicherlich viele Möglichkeiten den Forderungen von Arbeitnehmer_innen den Nachdruck zu verleihen und die Anliegen in die Ebenen zu tragen, in denen strukturelle Entscheidung getroffen werden. Anhand des Beispiels der Kampagne "#dauerhaftsystemrelevant" wollen wir uns eine dieser Möglichkeiten des politischen Engagement heute mal etwas näher anschauen.

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00:01:30: M: Ja danke für die kurze Einleitung, Jens. Dazu haben wir uns wie immer einen Gast eingeladen und zwar Henry Block vom DBSH aus Berlin. Henry Block ist der zweite Vorsitzende des DBSH, was soviel heißt wie: Deutscher Berufsverband für Soziale Arbeit und dieser ist mit knapp 6.000 Mitgliedern der größte Berufsverband für Soziale Arbeit in Deutschland. Er arbeitet als ambulanter Familienhelfer beim freien Träger in Berlin und vor seinem Studium der Sozialen Arbeit hat Henry eine Ausbildung zum Erzieher gemacht und beschäftigt sich im Zuge seines berufspolitischen engagement beispielsweise mit dem Konzept von Community-Organisationen und natürlich auch der von Dir genannten Kampagne #dauerhaftsystemrelevant, über die wir heute auch sprechen wollen. Henry, schön, dass du da bist. Wie bist du denn dazu gekommen dich aktiv zu engagieren?

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00:02:23: Erstmal vielen Dank, dass ihr mich eingeladen habt, dass wir heute über unsere Kampagne sprechen können. Das freut uns sehr. Wie ich dazu gekommen bin? Vielleicht dadurch, dass ich ja gelernter Erzieher bin

00:02:33: und deswegen schon frühzeitig in dieses Bild rein gebracht wurde: "In sozialen Berufen verdient man nicht so viel. Das macht man nicht, wenn man Geld haben möchte, sondern weil man irgendeinen inneren ethischen Auftrag hat." Ja und dann habe ich auch gearbeitet in Bolivien, dann mein Studium angefangen und irgendwie für mich gemerkt: Die Arbeitsbedingungen in der Sozialen Arbeit sind teilweise schlecht oder zumindest unbefriedigend. Und die Leute fangen so viel zu meckern und zu lamentieren und machen nichts. Und gleichzeitig kann man sich aber alte Arbeiterbewegungen angucken, wo Leute angefangen haben sich Arbeitsrechte einzufordern und damit ihre Arbeitssituation verbessern zu können. Für mich war dann klar: Ich kann nicht nur rummeckern, sondern muss mich auch irgendwie darum kümmern, dass ich was besseres bekomme.

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00:03:16: J: Okay, also du sagst: "Meckern alleine reicht nicht." Ja, also das ist ja etwas wo man sich schnell auch drin verfängt in diesem "Alles ist schlecht". Was muss ich denn verändern oder wie kann man so eine Sache anders angehen?

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00:03:27: H: Ích glaube man muss da unterscheiden zwischen meckern und kritisieren. Ich finde Kritik sehr wichtig, das muss der Ausgangspunkt sein für jede Kampagne, die man startet, aber man muss genau analysieren, worum es geht. Aber meckern ist ja nur dieses "Alles blöd. Keiner sieht uns, keiner findet uns wichtig und fertig." Genau und deswegen glaube ich, wenn man etwas veränden möchte, muss man sich erst mal das System angucken um das es geht und dort eine ziemlich genaue Analyse machen und sich dann eine Strategie überlegen, die sinnvoll sein kann, daran was zu ändern.

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00:03:56: J: Gab es auch Zeiten in denen du auch "nur" gemeckert hast?

00:03:59: H:Ja klar. Also, ich glaube so über Aktionismus fangen die meisten Menschen an und das haben wirr natürlich auch gemacht. Ich habe ja das Netzwerk "Prekäre Praktikum" mitgegründet. Es setzt sich dafür ein, dass studienintegrierte Praktika vergütet werden. Aber in der Regel ist es noch so, dass man während des Studiums der Sozialen Arbeit ein Semester Praktikum macht, Vollzeit, welches in der Zeit nicht bezahlt wird; nach 40 Stunden Praktikum dann noch Lohnarbeiten geht und eigentlich am Ende irgendwie bis zu 60 Stunden in der Woche arbeitet und unterm Hartz IV-Niveau lebt. Das ist ein Missstand. Genau und als wir uns damals mit dem Thema angefangen haben zu beschäftigenhaben wir uns auch in einer Kneipe getroffen in Berlin, in so einem Hinterraum, wo man so ein bisschen die Tür abschließen konnte, das war von dem Kneipeninhaber gewünscht, dass da Arbeitsgruppen sind. Und haben ja auch erstmal, weiß nicht, mit 20,30 Leuten oder so so einen Brandbrief geschrieben, wo Leute dann auf den Tisch gehauen haben und sagten: "Das gibt's doch nicht!! Das muss anders sein!! Gebt es dem Bürgermeister persönlich!" Das war super für die Stimmung und auch ein bisschen für die eigene Identitätsbildung und um mutig zu werden, aber politisch bringt das erstmal wenig. Also es gibt aktionistische Konzepte, die auch was bewirken, aber bei dem Thema zumindest, das wir jetzt mit #dauerhaftsystemrelevant behandeln wollen, ist klar, das ist nicht unser Arbeitsstil. Und ich würde auch sagen, wenn es um so grundlegende Veränderungen geht, ist das nicht das Zielführendste, weil Politiker setzen sich nicht hin und werden irgendwelche Rahmenverträge detailliert durcharbeiten, nur weil draußen ein wütender Mob steht. Aber das ist eine Ansichtsfrage, das ist, finde ich, immer ganz wichtig zu sagen. Ich bin nach wie vor, weil ich ja auch aus dem politischen Aktivismus komme, immer noch ein großer Fan, aber im Rahmen des DBSH sind wir da eher auf Kooperation aus.

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00:05:37: M: Henry, du hast ja gerade gesagt, dass du bei den Anfängen deines aktiven Engagement, sehr laut, engagiert, ungestüm, passioniert warst. Nun bist du im DBSH aktiv geworden. Was ist denn der DBSH genau? Und was macht der bzw. was machst du im DBSH?

00:05:53: H: Also der DBSH ist der Berufsverband für die Soziale Arbeit und Berufsverband heißt erstmal, dass es um Leitlinien geht, um Haltungsfragen, um den Umgang mit Situationen, also da findet viel inhaltlicher Austausch statt bezogen auf die soziale Arbeit. Und gleichzeitig ist der DBSH auch noch Gewerkschaft, das heißt, da findet der ganze Teil statt, den man so kennt aus klassischen Arbeiter_innenämpfen: Da wird über Tarifverträge gesprochen, bei der Tarifkommission mitgestritten, dann gibt's noch einen Rechtsschutz, wenn man im Dienst Streit hat mit seinem Arbeitgeber, dass man sich da Rechtsberatung abholen kann und so. Ja und der DBSH ist deutschlandweit aktiv und jedes Bundesland hat dann noch eine eigene Gruppierung. Ich bin hier in Berlin aktiv und ich würde sagen, Berlin ist vielleicht so zu einer revolutionären Keimzelle geworden innerhalb des BDSH geworden, weil wir versuchen es ein bisschen anders zu machen, um nicht mehr in diesen uralten Verbandsstrukturen, also so Vereinsmeierei, unterwegs zu sein. Sondern für uns in Berlin ist wichtig, dass wir Engagement fördern und Aktion möglich machen, hin oder her, ob die Menschen Mitglied sind oder nicht, sondern erstmal soll Aktion im Vordergrund stehen. Manche Sachen finde ich dann auch gar nicht so super oder  sind einfach nicht meins und ich weiß dann auch, dass es nicht meins ist, aber ich kann trotzdem mit den Leuten darüber reden, was sie zur Verfügung gestellt bekommen müssen und darum kann ich mich dann wiederum kümmern. Genau und deswegen sind wir hier in Berlin eine Runde von Leuten, die einfach versuchen verschiedenste Aktivitäten zu fördern und umzusetzen und eins davon ist jetzt gerade sehr groß, die Kampagne #dauerhaft systemrelevant.

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00:07:21: J: Ja, wir wollen später auch noch mal darauf kommen, wie man Leute auch engagiert, das gehört ja dann auch dazu zu so einer Kampagne. Vielleicht aber noch mal eine inhaltliche Frage, um uns dem Problem einfach noch mal zu nähern, die Bezahlung in sozialen Berufen ist ja oftmals unzureichend oder zumindest wird das so wahrgenommen, auch von den Beschäftigten. Was glaubst du, woran liegt das, dass es grundsätzlich schlecht bezahlt ist?

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00:07:34: H: Weil es Staatsgelder sind. Also es muss einfach im Haushalt beschlossen werden, wie viel Geld dafür aufgewendet werden kann und Personalkosten sind wahnsinnig hoch, deutlich höher als andere Kosten. Und das heißt, wenn man da was ändern möchte an den Haushaltausgaben, dann muss man vor allem an Personalkosten einsparen, weil wenn man Sachmittel einspart - ob wir hier 500 Kulis haben oder nur fünf, das macht einen Unterschied - aber monetär, liegt das bei einem  Euro oder so, das ist dann egal. Es gibt halt keine Refinanzierung, das ist anders als in der Privatwirtschaft, wo man Waren verkaufen kann, egal wie die Ware jetzt gestaltet ist, und der Gewinn kann auch ausgeschüttet werden. In der Sozialen Arbeit läuft es, wenn es gut ist, schon mal über den Tarifvertrag, der irgendwie verhandelt wird, aber all unsere Gehälter kommen aus Staatskassen und das sind Haushaltsverhandlungen, da gibt es ein Budget, das verteilt werden muss, es gibt andere wichtige Aufgaben, die bezahlt werden müssen. Also so Miniveränderungen, die sind halt gleich groß,wenn man sagt: "Ja alle kriegen einen Euro mehr die Stunde", da haben die Leute wenig von, aber am Ende in dem Haushaltsbudget ist der Unterschied schon mal richtig groß, aber eigentlich würden wir ja fordern viel mehr als einen Euro  mehr bekommen zu wollen.

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00:08:52: M: Deiner Meinung nach: Tragen oder trugen die aktuell in der Sozialberufe; auch durch diesen bekannten oder reproduzierten Berufsethos mit dem Helfersyndrom, man macht es sehr gerne, man will was mit Menschen machen, ein Stück auch dazu bei oder müssen sich da vielleicht Haltungen ändern?

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00:09:10: H: Jaklar, das ist nicht auf jeden Fall eine Haltungsfrage, die ist allein entscheidend über den Erfolg von Veränderungskampagnen, aber ein wichtiger Punkt. Alleine hier bei mir auf der Arbeit merke ich, dass wenn wir irgendwelche Sachen machen, wie schnell Leute bereit sind privat Geld auszugeben, um arbeiten zu können. Und ich sage dann immer: Nee! Ich muss nicht Geld dafür ausgeben, dass ich arbeiten darf, das läuft andersrum: Ich bekomme Geld dafür, dass ich arbeiten komme und mein Arbeitgeber muss mir auch alles zur Verfügung stellen, damit ich arbeiten kann. Das sind so Kleinigkeiten, wo man es merkt und klar, im Studium merkt man das noch mal viel stärker, dass es einfach unterschiedlichste Motivationen gibt, warum Leute so ein Studium anfangen. So klar, es gibt dieses klassische Helferding, es gibt aber auch sowas von Gerechtigkeit, von einenUnterschied machen, auch religiöse Motive sind da drin. Und soziale Arbeit kommt einfach aus der Tradition, dass einfach Carearbeit irgendwann professionalisiert wurde. Es ist aber immer noch Carearbeit, die eher versucht wird, soweit es geht in den häuslichen Rahmen zu schieben und nur dann wenn es wirklich nötig wird, das professionell zu machen. Aber da ist schon so ein Motiv drin, glaube ich, von möglichst wenig Kosten dafür zu haben und möglichst wenig machen zu müssen.

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00:10:13: J: Kommen wir jetzt zu der Kampagne #dauerhaftsystemrelevant. Vielleicht kannst du einmal ganz kurz skizzieren, wofür steht diese Kampagne #dauerthaftsystemrelevant? Also der Begriff systemrelevant geistert ja auch jetzt besonders in Zeiten von Corona auch öfter mal durch die Medien.

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00:10:33: H: Ja, also die Kampagne gibt es seit der Corona Pandemie. Ausgelöst dadurch, dass es vor einem Jahr im Frühling diese Balkonapplaudierrunden gab und Gesänge und sowas. Und so ganz groß medial eine Riesendankbarkeit postuliert wurde für systemrelevante Berufe. Da ging's vor allem um den Gesundheitsbereich, erst viel viel später kamen auch soziale Berufe dazu. Und da gab es einfach einen ganz großen Frust unter den Beschäftigten, dass gesagt wurde: "Na, ist ja cool, dass ihr so dankbarfür uns seid, aber davon kann ich mir nichts kaufen, plus mein Infektionsrisiko ist viel höher als euer, weil ich muss zur Arbeit gehen. Also nicht nur, dass ich zur Arbeit gehen darf, sondern ich muss auch, mein Infektionsrisiko ist höher und ich kriege wenig Geld im Vergleich zu den anderen Berufen. Und das war der Ausgangspunkt, zu sagen: "Lass mal diese Situation nehmen und an dieser uralten Forderung, dass Soziale Arbeit besser vergütet werden muss, die wieder aufzugreifen und mit aktuellen Situation zu verknüpfen." Weil jetzt haben wir den Vorteil, dass einmal gesamtgesellschaftlich auch gesagt wurde:"Soziale Arbeit ist systemrelevant", und das spielt uns einfach total in die Hände, weil es gibt so ein klassisches Vergütungsargument, also es gibt bestimmt auch noch andere, aber ein ganz klassisches ist ja, dass man sagt: "Wann mus jemand wie gut bezahlt werden? Und da ist das Eine der Grad der Ausbildung." Und da sind wir bei der Sozialen Arbeit ganz weit vorne mit dabei, weil mann muss Abitur haben und man muss studieren. Da gibt's noch Quereinstiegsmöglichkeiten und so, aber so der Großteil studiert im Bachelor und das ist der höchste Bildungsabschluss. Man kann noch einen Master machen. So, da ist schon mal volle Punktzahl. Dann: Komplexität, also ein komplizierter Beruf soll höher vergütet werden als ein einfacher Beruf. Das können wir mit der Sozialen Arbeit auch begründen. Wir haben wahnsinnig viele Theorien, die das sehr detailliert beschreiben können. Man kann es aber auch ein bisschen populärer beschreiben, allein wenn ich aus meinem Beruf Erzieher als Familienhelfer mal kurz erzähle, wie so die Familienkonstellation ist, wie die Kids so drauf sind und dann die Frage: "Was jetzt tun? Wie kann man das so ändern, dass auch wirklich was anderes passiert?" Die meisten Leute haben schnell keine Ideen mehr und das heißt schon mal, das ist sehr schwierig, sehr komplex. Und das Dritte ist die Verantwortung. Also mal das klassische Bild: Ein Manager soll mehr verdienen als ein einfacher Angestellter, weil er trägt auch mehr Verantwortung. Und genau der Punkt ist ja gerade uns beschieden worden: Soziale Arbeit ist systemrelevant. Das heißt: richtig, richtig wichtig und das ist ja ganz oft die Diskussion, wie wichtig ist einem eigentlich,  dass es Soziale Arbeit gibt und jetzt wo du gerade gesagt: "Es ist uns richtig wichtig", dann kann es auch besser vergütet werden. Und das ist so der Kern der Kampagne, dass wir auf die Bundestagswahl zusteuern und versuchen wollen, dass die Parteien, die gewählt werden sich auch diesem Thema annehmen, bestenfalls auch tatsächlich was dran ändern.

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00:13:06: M: Du hast es jetzt so bisschen auch dargestellt, was genau hinter der Kampagne steht, wie es zu dieser Kampagne kam, was diese Kampagne auszeichnet. Wir haben ja auch von deiner Arbeit im DBSH gesprochen. Ich würde hier gerne einfach den Unterschied noch mal wissen: Was unterscheidet denn eben die Arbeit im DBSH mit dem der Kampagne, die du gerade beschrieben hast?

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00:13:26: H: Na, die Kampagne ist bundesweit, also Menschen aus dem ganzen Bundesgebiet sind dabei und ich weiß nicht mal, ob alle auch Mitglied sind beim DBSH. Da haen wir uns am Anfang drüber verständigt, dass das für uns nicht entscheidend ist und Leute mitmachen können. Also die Leute aus Berlin haben die Kampagne auch gegründet und bisschen so wie wir das hier in Berlin auch machen: Uns ist wichtig das Leute, die sich engagieren wollen sich engagieren und dann kann man über eine Mitgliedschaft reden oder auch nicht, ist egal. Heißt, die Kampagne ist initiiert von DBSH, aber sie ist komplett offen, auch wenn einfach sehr viele Leute aus dem DBSH da drin sind und auch Ressourcen aus dem GPS da reinfließen. Der Rest, den der DBSH Berlin macht, das ist dann halt rein DBSH in Berlin. Ich persönlich engagiere mich gerade eigentlich hauptsächlich bei der Kampagne und mache sehr wenig auf Landesebene in Berlin. Einfach, weil das alles Ehrenamt ist, niemand kriegt für irgendwas Geld dafür, das heißt: Man muss das in seiner Freizeit machen, nach der Arbeit, nach Familie, nach Freunden.

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00:14:19: J: Also mann muss auch wirklich investieren und man muss den Willen auch mitbringen, sich engagieren zu wollen und das ist ja das, was ihr auch bei den Leuten anstiften ein bisschen anstiften wollt: "Macht mit! Unterstützt uns!" In welcher Form das sein kann, da möchte ich gleich drauf kommen. Aber zuerst mal die Frage: Wie viele machen denn da gerade mit bei euch? Ja und dann vielleicht noch die Frage direkt: Wie kann ich jetzt bei euch mitmachen? Welche Formen der Beteiligung gibt es bei euch?

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00:14:41: H: Also ich glaube, wir sind so um die 30 aktive Leute. Wir sind naürlich nicht jede Woche alle da, deswegen sind jede Woche so 15 Leute online, aber die rotieren, die wechseln, manche machen auch viel mehr einfach außerhalb der Montagstreffen und kommen dann nicht zu den montags treffen. Aber deswegen schätze ich mal so 30 aktive Leute. Und wir machen das so, dass wir uns seit genau einem Jahr jeden Montagabend um 19 Uhr treffen und dann zwei Stunden Zeit haben. Es gibt erst so eine Großplenumsrunde, wo Aktuelles und Neuestes besprochen wird, dann bilden wir Arbeitsgruppen und arbeiten dort und

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00:15:23: am Ende trifft man sich noch mal und lässt die Arbeitsgruppen berichten. Und für neue Leute gibt es das "neue-Leute- Treffen" auch jeden Montag um 18:30 Uhr, eine halbe Stunde vorher, da ist dann immer eine Person von uns, die einfach was über die Kampagne erzählt, alle Fragen beantwortet, noch mal die ganzen Videokonferenztechnik durchgeht, damit, wenn dann alle anderen kommen,man nich so ist: "Ah, hört man mich?! Funktioniert mein Mikro? Wie macht man das hier eigentlich so?" Das ist halt, wenn man das ein Jahr lang schon jede Woche macht obernervig. Und es ist super, wenn da jemand sich die Zeit nimmt die Leute einzuführen, dass sie das hinkriegen. Genau und es gibt erstmal grob drei Arbeitsgruppen: Das ist die AG Kampagnenplanung, wo ich mit drin bin immer. Da gibt's ganz viele und strategische Ausrichtungen: Wie kann man was machen? Jetzt führen wir gerade Gespräche mit Politiker_innen. Das organisieren wir, das machen wir dann. Dann gibt es die AG Social Media, die bespielt alle Social-Media-Kanäle, die wir haben, auch unsere Website. Und formuliert dann Beiträge aus strategischen Überlegungen oder so Sachen, die wir veröffentlichen werden dann Social-Meida-Beiträge. Und die dritte Gruppe ist die AG Tagebuch. Das war auch von Anfang an ein wichtiges Standbein unserer Kampagne, dass wir nach O-Tönen aus der Praxis gesucht haben, dass Leute uns schreiben, wie es bei ihnen ist. Da ging es auch darum: Wie war das vor der Pandemie? Wie ist es während der Pandemie? Deswegen ja auch unser Titel "dauerhaft systemrelevant". Die Missstände, die wir jetzt sehen, die gab es in der Zei davor auch schon, sie werden jetzt nur noch deutlicher. Und die koordinieren Tagebucheinträge so, dass manchmal aus so wirren Sätzen gerade Sätze werden, so dass das irgendwie eine nachvollziehbare Geschichte ist und die werden dann auch über AG Social Media veröffentlicht auf unserer Website. Und gleichzeitig sind die dann eingeflossen auch in unsere Anwendungsfeldprofile. Wir haben so Profile erstellt zu verschiedenen Bereichen, wo wir Forschungsergebnisse, allgemeine Beschreibungen und O-Töne aufgelistet haben, um damit dann konkrete Forderungen zu erarbeiten für jedes spezifische Handlungsfeld. Weil unsere grundsätzliche Forderung "Bessere Vergütung und bessere Ausstattung der Arbeitsplätze" ist halt sehr vage. Das unterscheidet sich höchstwahrscheinlich sehr doll zwischen dem Sozialarbeiter im Strafvollzug und dem systemischen Familientherapeut.

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00:17:21:  J: Oder auch vielleicht andere Berufsgruppen, wie jetzt der Kassiererin, dem Kassierer beispielsweise, der sich natürlich auch Mehrvergütung wünscht. Wer von uns wünscht sich das nicht, ist ja dann vielleicht auch die Frage. Und da ist es ja nochmal spezifiziert auf die einzelnen Berufsgruppen.

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00:17:41: H: Genau und vor allen Dingen eine bessere Ausstattung des Arbeitsplatzes. Ich brauche im ambulanten Bereich unbedingt ein Diensthandy, im stationären Bereich vielleicht nicht ganz so, aber schon irgendwie auch. Und so ist es einfach spezifischer.

00:17:47: M: Wenn wir jetzt weiter zu den Inhalten zu sprechen kommen: Also ihr habt ja insgesamt elf Ansätze zur Aufwertung Sozialer Arbeit entwickelt. Dabei geht es neben den Grundlagen im Studium, auch um Projektlogik oder bessere Personalschlüssel. Du hast ja jetzt auch gewisse Dinge ja auch nochmal benannt. Aber welche Ansätze hälst Du jetzt persönlich für am dringlichsten und wo besteht am meisten Nachholbedarf, außer jetzt die Punkte, die wir jetzt auch schon gesehen haben.

00:18:01: H: Ja, jetzt kann ich mich unbeliebt machen bei manchen Kollegen. (lacht)

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00:18:22: M: (lacht) Ja gerne, also nicht, aber sei ruhig ehrlich, Henri. Es hört uns doch keiner. (lacht)

00:18:34: H: Also diese elf Punkte zur Aufwertung ist eine richtig gute Sammlung von sinnvollen Aspekten, aber ich finde diese Projektfinanzierungkiste extrem relevant, weil das macht einfach ganz, ganz viel kaputt und ganz viel schwierig in der Praxis. Viele Arbeitsplätze sind über Projektgelder finanziert, auf zwei Jahre begrenzt, die Leute fangen an, teilweise müssen die Projekte starten bevor das Geld fließt, weil das dauert ja noch. Das heißt immer "bürokratischer Akt" und so. Dann braucht man aber einen Träger, der das macht, der schon mal das Gehalt überweisen kann,ansonsten hat man kein Gehalt, es ist immer alles sehr wackelig. Dann startet man, man muss eigentlich sofort loslegen schon Berichte zu schreiben und zu evaluieren, dass es alles super läuft. Aber man hat ja noch gar keine Chance wirklich mal Los zu legen, plus man ist immer irgendwie im Finanzstress. Dann schreibt man einen Antrag, der ist unglaublich umfangreich, man muss da noch mal gucken, was so die aktuellen Buzzwords sind, um so alles ordentlich bestmöglich mit den größten Chancen hinzukriegen.

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00:19:16: M: Ich kann bei ganz vielem mitfühlen, was du gerade sagst.

00:19:27: J: Oh ja!

00:19:35:  H: Schrecklich! Und das geht vielleicht als Single Person mit Anfang zwanzig, aber jetzt als Familienvater von drei Kindern ist es einfach keine gute Option. Und das ist nur auf der Arbeitnehmerseite, erstmal der Stress und natürlich inhaltlich ist es hinderlich. Man muss Netzwerke jedes Mal neu aufbauen, muss immer wieder neue Räume suchen, einen Sozialraum kennenlernen, man muss seinen Namen etablieren. Also bevor man überhaupt in Kooperation mit anderen Institutionen kommt, vergeht einfach Zeit. Wenn ich aber nur zwei Jahre Zeit habe, dann funktioniert das nicht. Und die Idee ist halt quasi, dass das Innovation fördern würde -da fand ich sehr schön: Herr Doktor Wurzbacher hat ein Handlungsfeldprofil mit uns zusammen geschrieben genau zu dem Thema und hat so schön geschrieben: "Nach zehn Jahren haben wir einfach gesehen: Das bringt nichts!" Das fand ich sehr schön auf den Punkt gebracht. Aber das ist so eine Logik, die in der Sozialen Arbeit zumindest, einfach nicht funktioniert, aber für ganz, ganz viel Stress sorgt und ich finde, das ist ein sehr, sehr konkreter Punkt.

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00:20:27: J: Finde ich auch und da kann ich auch noch mal anfügen. Zusätzlich sind ja dann diese Gelder auch immer definiert. Ja, das heißt: Ich bin überhaupt nicht flexibel, wenn ich jetzt merke, dass in der Praxis das Projekt nicht so funktioniert, wie ich es mir ursprünglich im Antrag vorgestellt hatte.  Und dann kann ich aber beispielsweise meine Gelder nicht flexibel einsetzen oder nur mit hohem bürokratischen Aufwand. Und zusätzlich, das kenne ich auch auch aus dem wissenschaftlichen Bereich, ist es ja durchaus auch eine problematische Struktur, dass am Ende eines Projektes das halbe Jahr hauptsächlich damit zugebracht wird, eben Folgeanträge zu schreiben. Oder sich um irgendeine komplizierte Verstetigung zu kümmern und du würdest dir ja insgesamt dadurch mehr Freiheit wünschen, eine Loslösung von dieser Projektlogik und hin zu einer flexibleren Handhabung und einer Zukunftssicherheit letztlich auch.

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00:21:13: H: Genau. Und mit der Forderung sind wir absolut nicht alleine, das ist nichts rein Sozialarbeit spezifisches. Deswegen ist die glaube ich sehr anschlussfähig und nachvollziehbar, aber das ist einfach wirklich ein krasses Ding.

00:21:25: J: Und auf Basis dieser Ansätze, die sehr allgemein gehalten sind und die sicherlich auf viele andere Berufsfelder auch zutreffen, habt ihr dann noch mal diese, du hast es gerade "Handlungsfeldprofile" genannt, ausformuliert,die sich ja darauf beziehen und das dann noch mal eben genau für die Soziale Arbeit für die einzelnen Felder spezifizieren. Und was sind jetzt eure Strategien das Ganze durchzusetzen? Du hast gerade schon so 1-2 auch genannt, das kam schon mal so auf, aber wenn du es noch mal so auf den Punkt bringen würdest. Du bist ja auch die AG Planung, sozusagen haben wir den Fachmann hier gerade an Bord.

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00:21:58: H: Ja vielleicht,um das nochmal richtigzustellen: Die Handlungsfeldprofile, Soziale Arbeit im Krankenhaus, im ambulanten Bereich, palliativ, Kinder- und Jugendhilfe, Schulsozialarbeit, Streetwork, Frauenhäuser, Gewalt, da haben wir einfach Profile, die spezifisch für genau diesen Arbeitsbereich sind, erstellt und beschrieben wird: Wie funktioniert der Arbeitsbereich? Wo sind da konkrete Missstände? Die haben wir dann noch mit O-Tönen aus diesen Tagebucheinträgen angereichert und anschaulicher gemacht und dann konkrete Forderung für den Arbeitsbereich erarbeitet, damit dann z.B., wenn man jetzt mit Politiker_innen redet und die sind ja auch in Ressource- und in spezifische Aufgaben unterteilt, das man dann sagen kann: "Ah, sie sind für das Thema Gewalt und Frauenhäuser zuständig. Perfekt, da haben wir was vorbereitet. Das können uns gemeinsam angucken, wie Sie dazu stehen. Sehen Sie das auch so? Was sagen sie eigentlich zu der aktuellsten Studie von BICund deren Forderung? Die unterstützen wir nämlich. Dann redet man ja auch mit Politiker_innern, die das eher auf einer allgemeineren Ebene haben und dann sagen: "Aha, okay. Bessere Bezahlung und ihr seid so mit Auswertung beschäftigt? Was heißt denn jetzt Aufwertung in der Sozialen Arbeit?" Und es gibt 300 Arbeitsfelder in der Soziale Arbeit. Wir können jetzt nicht 300 Handlungsfeld ehrenamtlich erstellen und dann alle 300 mit Politiker_innen durchgehen, das schafft keiner. Also haben wir uns überlegt: "Okay, dann müssen wir einfach ein Zehn-Punkte-Programm erstellen zu so Klassikern." Zehn haben wir nicht geschafft, war zu viel. Deswegen haben wir jetzt halt elf.  Und das ist einfach dann so eine allgemeine Gesprächsgrundlage.

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00:23:20:  M: Und eine gute Kölner Zahl auch.

00:23:29: H: Bringt vielleicht manchmal auch Punkte. Das sind ja auch Menschen, die dann auch Witze mögen. Und da kann man sich dann halt mit denen auch über einzelne Punkte unterhalten oder eben über das Gesamtprogramm. Und das geht um so, was ich schon erzählt habe, von dieser Projektinanzierung übers Zeugnisverweigerungsrecht, über das Promotionsrecht, über Bezahlung von Praktika, über Transparenzregelung, dass soziale Träger nicht misswirtschaften dürfen oder so Vetternwirtschaft machen können, das ist ja breit gefächert.Man hört jetzt schon so ein bisschen raus - ich habe ja gesagt: Ich komme selber aus dem linkspolitischen Aktionismus - aber für die Kampagne haben wir uns überlegt: Wir wollen mit der Politik zusammenarbeiten. Die suchen Gesprächspartner, wir suchen Politiker_innen, die uns unterstützen,um dort eine möglichst große Mehrheit zu haben, um Sachen auch umsetzen zu können. Das ist ein kollaborativer Ansatz. Jede Kampagne hat einen Auslöser und nennt Ereignisse, auf die es zusteuert, das ist jetzt die Bundestagswahl in sechs Monaten, deswegen haben wir jetzt Wahlprüfsteine erarbeitet, aus allen Handlungsfeldprofilen, die wir haben, plus wir haben uns welche zuschicken lassen von verschiedenen Leuten. Daraus haben wir jetzt, bzw. wir sind noch dabei, höchstwahrscheinlich werden wir 19 Wahlprüfsteine am Ende haben, die werden nächste Woche veröffentlicht und die werden dann an all die Parteien geschickt, die sich zur Bundestagswahl aufstellen und die haben dann vier oder sechs Wochen Zeit darauf zu antworten. Die schicken das dann an ihre wissenschaftliche Mitarbeiter_innen und an ihre Ressorts, die dann gerade damit beschäftigt sind, ihr Wahlprogramm aufzubauen. Und die Idee ist, wenn die halt diese Fragen kriegen, sehen: "Da gibt es interessierte Menschen aus der Sozialen Arbeit, die haben Ahnung und wir nicht so. Vielleicht fragen wir dann mal nach." Wir sind immer bereit für ein Gespräch, das zu erläutern oder wir sagen: "Perfekt, wissen wir auch was zu, sagen wir was zu oder wissen wir nichts zu, ist uns auch egal." Die müssen auf jeden Fall antworten und die Antworten können wir dann veröffentlichen, weil das ein offizielles Tool ist, das machen auch ganz, ganz viele andere Organisationen und unsere Idee ist einerseits: Können wir vielleicht dadurch das Wahlprogramm prägen und auch die Stimmung in den Parteien? Weil so arbeiten Parteien, dass sie ein bisschen gucken, was ist so um sie herum und sich einfach Argumente und Stellungnahmen sammeln und daraus was machen. Da wollen wir sehr, sehr gerne auch eine Position drin haben. Und andereseits können Leute dann mit diesen Antworten der Wahlprüfsteine für sich überlegen, will ich die Partei wählen? Zum Beispiel: CDU? Was sagen die zu der Aufstockung von Frauenhausplätze? Und wenn das für einen sehr wichtig ist, dann kann man da die Antwort abwarten.

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00:25:52: M: Was mich jetzt hier noch interessiert hat, du hast es ja erwähnt und es ja allseits bekannt, dass natürlich Kirchen auch viel in der Care-arbeit vertreten ist. Habt ihr kirchliche Vertreter_innen, die auch bei der Kampagne #dauerhaftsystemrelevant mitwirken oder euch irgendwie unterstützen? Oder wie ist da die Zusammenarbeit mit Caritas oder Diakonie?

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00:26:13: H: Caritas und Diakonie sind ja zwei Dachverbände; es gibt sieben Stück in der sozialen Arbeit, die beiden haben nur noch einen Zusammenschluss, der heißt DILIGA, die haben dann wiederum als Dachverband ganz viele Aufgaben. Und wir sind aktiv losgelöst von denen. Und ich weiß es gar nicht, es gibt bestimmt Menschen, die in der Kampagne aktiv sind und bei der Caritas oder in der Diakonie angestellt sind. Wir haben sicherlich auch Menschen dabei, die selber religiös sind, ganz sicher haben wir das. Aber das ist halt für unsere Arbeit nicht relevant und wir sind auch bei keinem anderen Dachverband angegliedert, also weil wir halt eine selbstorganisierte Kampagne sind.

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00:26:35: J: Was habt ihr bisher erreicht mit eurer Kampagne? Oder anders, ganz direkt, gefragt: Bist du zufrieden?

00:26:42: H: Ich bin sehr zufrieden mit unserer Kampagne. Weil es ist einmalig, glaube ich, dass wir innerhalb des DBSH eine Kampagne anstoßen konnten, die bundesweit aktiv ist, komplett digital arbeitet und in der sehr viel, sehr, sehr, sehr viel Dynamik drin ist. Sonst hat man immer das Thema, dass die Leute sich vernetzen müssen, dass sie sich treffen müssen. Sa muss man immer irgendwelche Orte buchen, da müssen Leute hinreisen und das macht es einfach sehr, sehr langsam. Durch die Pandemie sind alle gezwungen digital zu arbeiten. Und wir haben uns das gegenseitig beigebracht und uns gegenseitig erarbeitet mit digitalen Tools arbeiten zu können und wir haben es so geschafft, das einfach aus allen Bundesländern Leute dabei sind und sich engagieren können. Und der Einstieg auch sehr, sehr einfach ist. Und unsere Erfolge sind, dass es immer mehr Medien gibt, ihr z.B. auch, die auf uns zukommen und sagen: " Ah, wir wollen mit euch sprechen." Da gab es einfach schon viele Zeitungsartikel, diverse Interviews, Radiobeiträge. Wir waren schon beim ZDF im heute-journal, dann war mir noch mal beim ZDF in so einem anderen Format, den Namen habe ich vergessen. Dann wird es jetzt auch bei Beltz.juventa übernächsten Monat wird ein Fachbuchartikel rauskommen von uns. Auf Twitter, auf Facebook, auf Instagram und Telegram, ich weiß die genauen Follower- und Reichweitezahlen nicht, aber die ist konstant gestiegen. Wir erreichen sehr, sehr viele Leute kriegen, kriegen viel Zuspruch und auch die Gespräche, die wir schon mit der Politik geführt haben waren erstmal sehr, sehr positiv. Es sind Politiker, die sagen auch erstmal viel, aber auch so auf der inhaltlichen Ebene konnten wir gut miteinander diskutieren, dass wir gemerkt haben: "Alles klar, wir sind inhaltlich auf einem guten Weg." Und von der Vorgehensweise her auch, glaube ich. Deswegen war ich sehr, sehr zufrieden und ich finde wir sind erfolgreich.

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00:28:23: M: Dann stelle ich dir noch eine letzte Frage, auch wenn ich das Gefühl hatte, dass wir dich auch so ein bisschen kennenlernen konnten, zumindestens kurz in diesem Gespräch, aber mit welchem Menschen wäre es für dich dann sinnvoll Zeit zu verbringen? Also, welchen Menschen willst du gerne unseren Hörer_innen näher bringen?

00:28:38: H: Oh Gott, ja über die Frag habe ich immer mal wieder nachgedacht und hin und her überlegt und mir fällt nicht so richtig gut ein, wer.  Dann habe ich überlegt: Leo Penta, weil ich hab ja beim ihm studiert und bin ein sehr großer Fan von Community Organizing und der war auf jeden Fall jemanden, der mit so Zuckerbrot-und-Peitsche-Methode, das ist echt hart und finde ich ethisch auch schwierig, so Lehre zu betreiben, aber alle, die dahin gegangen sind, haben verstanden was Organizing meint und habe so diese Haltung dazu bekommen. Ich weiß nicht, ob man den Film Whiplash kennt, der Lehrer da, so ist Leo Penta.

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00:29:12: J: Okay. Ja,da habe ich auf jeden Fall eine Vorstellung zu. Also für alle, die den Film nicht kennen: Sehr empfehlenswert, meiner Meinung nach. Lieber Henri, vielen Dank, das war's schon wieder leider mit unserer s_innzeit und der heutigen Folge. Wenn ihr möchtet, dann besucht uns doch auch bei Instagram unter transfernetzwerk.s_inn und lasst uns gerne ein Like da, abonniert den Podcast und teilt es gerne.

00:29:22:

00:29:28: M: Unsere nächste Folge erscheint am 3.5 zum Thema Kinderschutz mit Professorin Heike Wiemert von der katholischen Hochschule NRW Abteilung Köln. Bis dahin wünsche ich euch eine gute Zeit und liebe Hörer_innen nutzt eure Zeit s_innvoll. Tschüss!

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00:29:57: J: Tschüss!

00:29:59: Music.

Über diesen Podcast

Soziale Ungerechtigkeit, spannende Konzepte aus der Wissenschaft und innovative Lösungsansätze für soziale Herausforderungen – all das behandelt s_innzeit, der Wissenschaftspodcast von s_inn!

https://www.s-inn.net
sinnzeit@katho-nrw.de

von und mit Marina-Rafaela Buch, Jens Koller, Sinem Malgac, Stephan Post, Ariadne Sondermann, Lisa Koopmann

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